Fliegen und Engel

Eine Filmkritik von Red.

Das Universum des Ilya Kabakov

Heute ist Ilya Kabakov einer der ganz großen der internationalen Kunstszene. Doch das war nicht immer so. Der 1933 in Dnjepropetrowsk geborene Künstler besuchte zunächst als Kind die Kunstschule der Leningrader Akademie der Bildenden Künste und ging nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges nach Moskau, wo er 1951 als Illustrator abschloss und in den nächsten Jahren als Kinderbuchillustrator arbeitete. Ab Mitte der 1960er Jahre wurde er zu einem der Hauptakteure der dissidenten Moskauer Kunstszene, die sich nicht den Prinzipien des „sozialistischen Realismus“ ergeben wollte. Kein Wunder also, dass Kabakov – obgleich Hauptvertreter des Konzeptualismus —  bald schon ein Geächteter des offiziellen Kulturapparats war, ohne Aufträge und ohne jede Aussicht, jemals in den Genuss einer eigenen Ausstellung zu kommen. „Lange Zeit betrachtete man uns einfach als nachts aus Flugzeugen abgeworfene Geheimdienstoffiziere mit Palette, die, als Künstler getarnt, besonders geheime Sabotageakte begingen. Man sah in uns eindeutig Nicht-Künstler, Agenten der CIA. Wir waren ganz einfach Verbrecher“, so schildert Kabakov rückblickend die Erfahrungen der damaligen Zeit, die ihn bis heute geprägt und die seiner Kunst den Stempel aufgedrückt haben. Seine ironische gebrochene Auseinandersetzung mit dem Alltagsleben im Paradies der Werktätigen macht ihn zu einem Ausgestoßenen und zugleich zu einer der wichtigsten künstlerischen Stimme all jener, die unter dem Sowjet-Regime zu leiden hatten.
Auf verschlungenen Wegen gelangten aber einige seiner Bilder in den Westen, so dass es nur folgerichtig war, dass seine ersten Ausstellungen ab Mitte der Achtzigerjahre in Frankreich, der Schweiz und in Deutschland stattfanden und nicht in seiner Heimat. Obwohl sich die Auflösung der Sowjetunion in jenen Jahren abzeichnete, verließ er seine Heimat während eines dreimonatigen Stipendiums in Graz und lebt seit 1988 in der Nähe von New York. Dort traf er seine Jugendliebe wieder, die Kunsthändlerin Emilia, die bereits 20 Jahre vor ihm die Sowjetunion verlassen hatte, die beiden heirateten und arbeiten seitdem eng zusammen.

Kabakovs Installationen waren mittlerweile auf mehr als 500 Ausstellungen vertreten, seine Arbeiten wurde 1992 bei der DOCUMENTA ebenso gezeigt wie bei der Biennale in Venedig, er erhielt zahlreiche Auszeichnungen wie den Kunstpreis der Stadt Aachen, de Max-Beckmann-Preis, den Joseph-Beuys-Preis und den Goslaer Kaiserring.

In Fliegen und Engel machen sich die beiden bekannten Dokumentarfilmer Kerstin Stutterheim und Niels Bolbrinker auf die Suche nach dem Universum des Ilya Kabakov. In Gesprächen mit ihm und Emilia, aber auch in Exkursionen in seine Bilderwelten erkunden sie die Zusammenhänge zwischen Leben und Kunst und zeigen einen wahren Helden unserer Tage – einen Künstler, der allen Widrigkeiten zum Trotz niemals den Glauben an (s)eine Utopie aufgegeben hat. Was ihnen gelingt, ist wahrhaftig ein neuer Zugang zu Kabakovs Kunst, die auf den ersten Blick oft sperrig und schwer erscheint. Nach diesem Künstlerporträt ist sie plötzlich ganz leicht und bestens nachzuvollziehen.

Fliegen und Engel

Heute ist Ilya Kabakov einer der ganz großen der internationalen Kunstszene. Doch das war nicht immer so. Der 1933 in Dnjepropetrowsk geborene Künstler besuchte zunächst als Kind die Kunstschule der Leningrader Akademie der Bildenden Künste und ging nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges nach Moskau, wo er 1951 als Illustrator abschloss und in den nächsten Jahren als Kinderbuchillustrator arbeitete.
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