Felicia, mein Engel

Eine Filmkritik von Joachim Kurz

Freitag, den 7.12.2007, 3sat, 22:25 Uhr

Auf den ersten Blick haben die junge Irin Felicia (Elaine Cassidy) und der wesentlich ältere Kantinenchef Joseph Ambrose Hilditch (Bob Hoskins) kaum etwas gemeinsam. Felicia ist schwanger, wurde von ihrem gestrengen Vater (Gerard McScorley) verstoßen und ist auf der Suche nach ihrem Freund Johnny Lysaght (Peter McDonald), der in England Arbeit gefunden haben soll. Doch der will nichts von ihr wissen. Als sie dem freundlich-fürsorglichen Hilditch begegnet, erscheint ihr das Angebot des Mannes, bei ihm zu wohnen, als rettender Strohhalm. Doch bald schon merkt die junge Frau, dass sich hinter der Freundlichkeit des Mannes finstere Absichten und eine düster-morbide Gedankenwelt verbergen, die sie in große Bedrängnis bringen. Denn Hilditch ist besessen von den Erinnerungen an seine Mutter (Arsinée Khanjian), die in den Fünfzigern eine berühmte Fernsehköchin war, und besitzt zudem eine Sammlung von Filmen mit jungen Frauen, deren Schicksal mehr als mysteriös ist. Als Felicia den wahren Charakter ihres Wohltäters erkennt, ist es fast schon zu spät…
Unter den zahlreichen Filmen des kanadischen Regisseurs Atom Egoyan (Wahre Lügen / Where the Truth lies, Exotica, Ararat, Das süße Jenseits / The Sweet Hereafter) ist Felicia, mein Engel / Felicia’s Journey vielleicht der untypischste Film des Filmemachers, was nicht nur daran liegt, dass er in England spielt. Basierend auf dem Roman von William Trevor entwirft Egoyan in seinem Film ein fein gesponnenes Netz aus Suspense und psychologischen Beobachtungen, die weit über die Qualität des Romans und vieler anderer Filme über Serienmörder hinausweisen. Gewohnt verschachtelt und elegant inszeniert präsentiert der kanadische Regisseur hier eine hintersinnige Variation des Motivs von „Die Schöne und das Biest“ – ein düsteres Märchen im Gewande eines unblutigen, aber hoch spannenden Psychothrillers mit brillanten Darstellern und viel Atmosphäre.

Felicia, mein Engel

Auf den ersten Blick haben die junge Irin Felicia (Elaine Cassidy) und der wesentlich ältere Kantinenchef Joseph Ambrose Hilditch (Bob Hoskins) kaum etwas gemeinsam.
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