Fair Game

Eine Filmkritik von Joachim Kurz

Die Affäre Wilson/Plame

Der frühere US-Diplomat Joseph C. Wilson (Sean Penn) ist mit der CIA-Agentin Valerie Plame Wilson (Naomi Watts) verheiratet, die als Leiterin verschiedener operativer Teams unter anderem damit befasst ist, den Stand des angeblichen irakischen Atomwaffenprogramms zu prüfen. Schnell verdichten sich die Hinweise, dass es sich bei den vorgeblichen Beweisen (beispielsweise bei den ominösen Aluminiumröhren) um plumpe Fälschungen handelt, die vor allem dazu dienen sollen, einen Angriff gegen Saddam Hussein und den Irak zu rechtfertigen, der von der US-Regierung vorangetrieben wird. Auch der angebliche Verkauf von Uranoxid („yellowcake“) aus dem Niger in den Irak ist nichts weiter als ein Fake, wie Wilson bei einer Reise nach Afrika feststellt. Dennoch benutzt die Regierung die falsifizierten Fakten als Argumente für die Invasion, die längst beschlossene Sache ist.
Der streitbare Diplomat aber ist keinesfalls gewillt, sich mit dem offensichtlichen Betrug abzufinden und publiziert einen Artikel über seine Erkenntnisse. Damit tritt er eine Lawine los, in deren Verlauf seine eigene Gattin als Agentin enttarnt wird, was in den USA eigentlich unter Strafe steht. An dem nun über das Paar hereinbrechenden Medienecho und den Anfeindungen zerbricht beinahedie Beziehung der beiden, denn Valerie ist nach wie vor loyal ihrem Land gegenüber und schweigt zu der ganzen Angelegenheit.

Doug Liman, der sich spätestens mit Die Bourne Identität (2002) für höhere Weihen in Hollywood empfohlen hat und derzeit an einer groß angelegten Neuauflage von Die Drei Musketiere arbeitet, hat mit seinem Film Fair Game eine Affäre aufgearbeitet, die im Sommer des Jahres 2003 die amerikanische Öffentlichkeit erschütterte. Dabei spart er nicht mit dramatisierender Musik und einem flammenden Appell Sean Penns für das amerikanische Ideal einer streitbaren und allein der Wahrheit verpflichteten Republik. Und während der Abspann läuft, sehen wir zum ersten Mal die reale Valerie Plame Wilson, wie sie ihre Aussage vor dem Untersuchungsausschuss beginnt.

Fair Game ist ein durchaus solide inszenierter Thriller, der es zwar an einigen Stellen mit dem Pathos gehörig übertreibt. Dank der geballten Starpower und der gekonnten und spannungsgeladenen Inszenierung, die komplexe und wichtige Zusammenhänge gut herausarbeitet, könnte zumindest an den Kinokassen einiges drin sein. Die Lehren aus der Affäre muss jeder selbst ziehen.

Fair Game

Der frühere US-Diplomat Joseph C. Wilson (Sean Penn) ist mit der CIA-Agentin Valerie Plame Wilson (Naomi Watts) verheiratet, die als Leiterin verschiedener operativer Teams unter anderem damit befasst ist, den Stand des angeblichen irakischen Atomwaffenprogramms zu prüfen.
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Meinungen

Martin Zopick · 04.11.2023

Die Bedeutung des Titels geht wohl in Richtung ‘ Freiwild‘, denn genau das sind hier die Eheleute Wilson: Joe (Sean Penn) und Valery (Noami Watts). Sie finden heraus, dass die Bush-Regierung gelogen hatte, als sie behauptete Saddam Hussein habe Massenvernichtungswaffen (MVW). Der Skandal ist, dass es damals fast alle einflussreichen Leute wussten, aber keiner etwas unternahm. Es wurde unter den Teppich gekehrt, weil es der Regierung nicht passte. Es wird klar – und das entspricht den Tatsachen - Bush wollte den Krieg und die MVW waren lediglich der Vorwand.
Die Spannung steigt, als das Kesseltreiben gegen Joe und Val beginnt: Telefonterror, Morddrohungen, Diffamierungen und Enttarnung von Val als CIA-Agentin. Schlimmer noch, die CIA hat Wissenschaftlern vor Ort versprochen, sie aus dem Irak zu holen, tat es aber nicht. Viele von ihnen kamen daraufhin um.
Das Bewegendste ist der persönliche Aspekt: die Ehe von Joe und Val steht auf dem Spiel. Sie sind nicht einer Meinung, doch sie schlagen zurück. Sie gehen an die Öffentlichkeit: er ins Fernsehen, sie vor einen Untersuchungsausschuss. Als sie sich nach einiger Zeit gegenüber stehen, knistert es und die Emotionen kochen ganz still hoch, ohne Soundtrack. Eindrucksvoll!
Es gibt Live-Aufnahmen von damals Beteiligten wie Dick Cheney und Condoleezza Rice und vom damals weitgehend unbekannten Präsidentenberater Karl Rove und von Bomben auf Bagdad. Sam Shepard hat ein Cameo als Vals Vater. Es ist ein Verdienst des Films zu zeigen, dass es nicht um die Wahrheit ging, sondern nur um die Macht. So ist auch Joes Rede am Ende zu verstehen: Nutzen wir unsere demokratischen Rechte und schauen wir nicht schweigend zu.

Caro · 15.11.2010

Prima Film, sehr spannend, allerdings tatsächlich teilweise ein wenig zu pathetisch - amerikanisch eben. Trotzdem sehenswert.