Escape Plan (2013)

Eine Filmkritik von Christopher Diekhaus

Nicht unterzukriegen

Dass geradlinige Actionfantasien, Männerschweiß und Körperkino – in den 80er Jahren omnipräsent – nach wie vor en vogue sind, stellte Sylvester Stallone bereits 2010 mit seinem äußerst einträglichen Schieß- und Prügelspektakel The Expendables unter Beweis. Die alten Recken haben noch lange nicht genug. Können immer noch zupacken. Und Probleme lösen. Mikael Håfströms Actionthriller Escape Plan schlägt unumwunden in diese Kerbe. Schließlich treffen darin mit Sylvester Stallone und Arnold Schwarzenegger zwei der größten Actionikonen aufeinander. Gleichzeitig will der Film aber auch das simple Schwarz-Weiß-Denken der 1980er Jahre hinter sich lassen. Mehr sein als ein bloßer Reißer. Ein Unterfangen, das nur selten gelingen mag.

Der weltweit anerkannte Sicherheitsexperte Ray Breslin (Sylvester Stallone) ist nicht nur ein harter Kerl, sondern auch ein kreativer Kopf, wie sein Partner Lester Clark (Vincent D’Onofrio) betont. Gemeinsam leiten sie eine Firma, die sich darauf spezialisiert hat, die Ausbruchsicherheit von Gefängnissen zu testen. Während Lester die Finanzen des Unternehmens überwacht, lässt Ray sich in Haftanstalten einschleusen, studiert ihre Beschaffenheit, bricht mit Hilfe seiner Mitarbeiter aus und informiert die Betreiber über Sicherheitslücken im System. Er ist ein kluger Mann, der klaren Prinzipien folgt und sich nicht auf unseriöse Angebote einlässt. Bis eines Tages eine CIA-Mitarbeiterin in der Firma erscheint und den Geschäftsführern einen millionenschweren Deal in Aussicht stellt. Ray soll die Sicherheit eines streng geheimen High-Tech-Gefängnisses beleuchten. Obwohl der Sicherheitsexperte anfangs Zweifel hegt, schließt er sich doch Lesters zustimmender Meinung an.

In dem monströsen Gefängniskomplex angekommen, muss Ray allerdings erkennen, dass man ihn in eine Falle gelockt hat. Offensichtlich wollen seine Auftraggeber ihn für immer hinter Gittern schmoren lassen. Erschwerend kommt hinzu, dass der High-Tech-Knast nach Rays eigenen Plänen entworfen wurde. Ein Ausbruch damit unmöglich scheint. Breslin lässt sich jedoch nicht unterkriegen und baut unter den misstrauischen Augen des sadistischen Gefängnisdirektors Hobbes (Jim Caviezel) ein freundschaftliches Verhältnis zum undurchsichtigen Mithäftling Emil Rottmayer (Arnold Schwarzenegger) auf. Mit seiner Hilfe macht sich der verratene Sicherheitsfachmann schließlich daran, den Ausbruch zu planen.

Nach einem schwungvollen Einstieg, der Rays Arbeitsweise, seine Beobachtungsgabe und sein Talent bebildert, schwenkt der Film recht schnell zur eigentlichen Handlungsarena um: dem gigantischen Hochsicherheitsgefängnis mit seinem gläsernen Innenleben. Ein futuristisch anmutender Komplex, der nicht gerade subtil auf den realen Schrecken Guantanamos anspielt. Hier wie dort werden Gefangene ohne Prozess, ohne rechtmäßige Verurteilung weggesperrt, regelrecht von der Bildfläche getilgt. Auch wenn derartige politische Zwischentöne immer wieder aufblitzen, bleiben sie freilich Randerscheinungen. Was zählt, sind die beiden Hauptdarsteller. Ihr Aufeinandertreffen und ihre Zusammenarbeit, die sich allerdings nicht nur auf Prügel- und Schießorgien beschränkt. Stallones Breslin ist ein Alleskönner, der wie einst MacGyver aus einfachsten Gegenständen nützliche Hilfsmittel baut, die den Ausbruchsplan entscheidend vorantreiben. Das übliche Leinwandauftreten des Actiondarstellers wird hier ganz bewusst variiert und ironisch gebrochen. Nicht umsonst hält Rottmayer in Richtung Breslin mit einem Grinsen fest: „So klug siehst du gar nicht aus!“

Wird Schwarzenegger ansonsten immer als stoische und wortkarge Kampfmaschine inszeniert, darf er hier einmal ganz aus der Haut fahren. Und das auch noch auf Deutsch. Die minutenlange Schimpftirade, die Rottmayer in Einzelhaft als Ablenkungsmanöver ausstößt, zählt sicherlich zu den komischsten Szenen des ganzen Films. Während das neckische Geplänkel der Protagonisten immer wieder Laune bereitet, fallen die abgeschmackten Drehbuchwendungen zunehmend negativ ins Gewicht. Überraschen kann Escape Plan in erzählerischer Hinsicht nur selten. Was den Film aber nicht daran hindert, sich als cleverer Thriller mit doppeltem Boden auszugeben. Ein Wunschgedanke, den allein die im Verlauf der Handlung auftauchenden Redundanzen mehrfach unterlaufen.

Als hätten die Macher die fragwürdige Qualität des Drehbuchs erkannt, besinnen sie sich im letzten Drittel auf die Stärken ihrer beiden Helden. Ohne Rücksicht auf Verluste dürfen Breslin und Rottmayer nun mit Hobbes und seinen Gefolgsleuten aufräumen. Brachial und krachend, in Zeitlupen zelebriert, wirken diese Momente weitaus ehrlicher als alle vermeintlich überraschenden Twists zuvor. Keine Frage, Stallone und Schwarzenegger sind unterhaltsam und präsent. Dank der wenig überzeugenden Vorlage stehen aber auch sie ein ums andere Mal auf verlorenem Posten.
 

Escape Plan (2013)

Dass geradlinige Actionfantasien, Männerschweiß und Körperkino – in den 80er Jahren omnipräsent – nach wie vor en vogue sind, stellte Sylvester Stallone bereits 2010 mit seinem äußerst einträglichen Schieß- und Prügelspektakel „The Expendables“ unter Beweis. Die alten Recken haben noch lange nicht genug. Können immer noch zupacken. Und Probleme lösen. Mikael Håfströms Actionthriller „Escape Plan“ schlägt unumwunden in diese Kerbe.

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