Engel mit schmutzigen Flügeln

Eine Filmkritik von Regina Kohn

Ein bisschen Porno zwischen Himmel und Hölle

Es soll um Sex gehen in diesem Erotikdrama, aber zu Beginn hängen da nur drei Frauen Anfang bis Mitte 30 in Motorradklamotten auf ihren Maschinen. Das sind Michaela, die burschikose Brünette ( Mira Gittner), Gabriela, die Blonde mit Zöpfen ( Marina Anna Eich) und die rote Wilde namens Lucy (Antje Nikola Mönning). Sie sitzen irgendwo im Voralpenland unter strahlend blauem Himmel und eine sagt: „Hauptsache es passiert was. Irgendwas“. Das wünscht sich auch die Zuschauerin in den ersten gefühlten 30 Minuten und wartet geduldig ab, was da wohl endlich an versauten Sex-Szenen auf sie zukommt. Die Ladies sind Engel im Exil-Paradies. Ihre Namen sprechen für sich und im Filmtitel wurde bereits Der blaue Engel suggeriert, den Marlene Dietrich einst lasziv verkörpert hat. Hier steht Luzifer alias Lucy als gefallener sex- und schwanzsüchtiger Engel im Mittelpunkt, der sich zunächst noch bewähren muß, um endgültig in den Closed Shop der vermeintlich unmoralischen und arroganten coolen Byker Sisters aufgenommen zu werden. Der Trick dabei ist, sich hemmungslos gehen zu lassen und es mit soviel Männern wie möglich zu treiben. Und nicht länger rumeiern, wie in alten Tagebüchern, liebe Lucy.
Und plötzlich fängt der Film an, Spaß zu machen. Lucy, die ausgesprochen gut und sexy aussieht, fährt fast nackt auf ihrem „Bock“ an einen einsamen Baggersee und vernascht dort den ersten fremden Mann. Ganz nach dem Motto „Ich ficke, also bin ich“ heuert sie anschließend á la Catherine Deneuve in Belle de Jour in einem Provinzpuff an. Bei Allem was sie tut, wird sie von Michaela und Gabriela auf Schritt und Tritt begleitet und beobachtet. Die sind mit nichts zufrieden und spornen Lucy zu weiteren Grenzüberschreitungen an. Lucys schöne und fast unschuldige Nacktheit wird immer intensiver. Sie tanzt an der Stange, macht es sich mit einem großen Dildo selbst und lässt sich von jedem noch so unattraktiven Mann anstarren und befingern. Sogar darüber hinaus. Gang Bang wird lediglich angedeutet. Leider sind die Kerle fast alle ausgesprochen unattraktiv, was das Sehvergnügen deutlich mindert. Dennoch vermitteln die Szenen, in denen Lucy sich ganz ihrer Wollust hingibt, vor allem dank Antje Nikola Möhring, mehr Erotik, als man dies sonst aus dem Kino gewohnt ist.

Lucy, die jahrelang sich und alle Männer belogen hat, indem sie Worthülsen im Bett gebrauchte, gewinnt lebenswichtige Erkenntnisse über das wahre Wesen ihrer Sexualität. Gegen Ende vögelt sie mit einem grobschlächtigen Hell’s Angel und scheint dabei ohne Wenn und Aber zu kommen. Lucys Orgasmen sind ihr in’s Gesicht geschrieben und machen tatsächlich Lust auf die eigenen. Auch das erinnert an Belle de Jour von Luis Buñuel. Nur leider auf einem anderen Niveau.

Trotzdem fasziniert der Film, zumal es die Hauptdarstellerin schafft, wirklich authentisch zu sein. Antje Nikola Mönning, die in der ARD-Serie Um Himmels Willen eine Nonne gespielt hat, soll nach eigenen Angaben sogar echte Orgasmen vor der Kamera gehabt haben. Ein bisschen Porno zwischen Himmel und Hölle. Der Stoff des Films ist gut und mit mehr Geld hätte er sicher auch mit männlichen Hauptdarstellern besetzt werden können, die die Schönheit in den Augen der Betrachterin gesteigert hätten. Allemal dient der Film dazu, sich zu hinterfragen und zu schauen, welche eigenen Gelüste noch im Verborgenen liegen. Lucy wird natürlich in den Club der „Engel mit den schmutzigen Flügeln“ aufgenommen. Alles endet mit Michaelas Worten „Da draußen warten noch viele auf uns.“ Übersetzt heißt das bestimmt soviel wie „Fuck and have Fun, Ladies!“

Engel mit schmutzigen Flügeln

Es soll um Sex gehen in diesem Erotikdrama, aber zu Beginn hängen da nur drei Frauen Anfang bis Mitte 30 in Motorradklamotten auf ihren Maschinen. Das sind Michaela, die burschikose Brünette ( Mira Gittner), Gabriela, die Blonde mit Zöpfen (Marina Anna Eich) und die rote Wilde namens Lucy (Antje Nikola Mönning).
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