Eleven Men Out

Eine Filmkritik von Joachim Kurz

Coming-out am Elfmeterpunkt

Seit Jahr und Tag und bevorzugt im sportjournalistischen Sommerloch branden immer wieder Diskussionen auf, die sich mit der vollkommen unnötigen Frage beschäftigen, ob es denn nun schwule Fußballprofis gäbe – warum denn nicht? – und wer diese wohl sein mögen. Homosexualität bei den Profikickern, das ist ein heißes Eisen, an dem sich offensichtlich niemand die Finger verbrennen möchte, es ist so etwas wie das letzte große Tabu des Fußballs. Ein unfreiwilliges oder unüberlegtes Outing, so vermuten Experten, könnte unabsehbare Folgen haben. Und wer einmal auf einem Fußballplatz mit Publikum zugegen war – ganz gleich ob Kreisklasse oder Bundesliga – der wird dieser Einschätzung sicherlich zustimmen. Weniger ernst, aber nicht minder ernsthaft hat sich der isländische Regisseur Róbert I. Douglas dieses schwierigen Themas angenommen und zeigt in seinem Film Eleven Men Out / Strákarnir Okkar, der 2006 auf der Berlinale im Panorama zu sehen war, die heitere und hoffnungsfrohe Variante der Folgen eines Coming-outs auf dem Fußballplatz. Ob die geschilderten Ereignisse sich allerdings in Deutschland ebenso zutragen würde, darf zumindest bezweifelt werden. Aber die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt.
Óttar Thór (Björn Hlynur Haraldsson) ist der unumstrittene Stürmerstar beim isländischen Erstligisten KR Reykjavik und das begehrte Ziel aller Autogrammjäger, zudem sitzt sein Vater im Aufsichtsrat des Vereins. Doch als der Vater eines pubertierenden Sohnes sich nach einem großen Spiel vor der versammelten (und halbnackten) Mannschaft als schwul outet, gehen die Probleme so richtig los. Zunächst glauben Óttars Mannschaftskameraden noch an einen Scherz, doch als sich das Ganze als wahr herausstellt, rücken sie schnell von ihm ab und niemand mehr mag gleichzeitig mit ihm unter die Dusche. Schließlich wird Óttar sogar vom Training seiner Mannschaft suspendiert –angeblich zum Schutz der Jugendlichen im Verein vor verderblichen Einflüssen. Und von seiner Ex-Frau Gugga (Lilja Nóttpórarinsdóttir) und seinem Sohn Magnus (Arnmundur Ernst) erfährt der Fußballer sowieso keine Unterstützung.

Dann aber trifft der geschasste Spieler auf seinen alten Freund Pétur (Helgi Björnsson), der ihm anbietet, zu einem Amateurverein zu wechseln, bei dem mehrere schwule Fußballer vertreten sind. Der entstehenden Presserummel sorgt dann schnell dafür, dass die wenigen verbliebenen Heteros schnell aus der Mannschaft fliehen und so die erste schwule Fußballmannschaft Islands mit dem Namen „Pride United Reykjavík“ entsteht. Klar, dass Óttars neue Mannschaft auch irgendwann auf den alten Verein ihres Stars treffen wird…

Eigentlich gelten die skandinavischen Länder ja als recht liberal, was die gesellschaftliche Akzeptanz von Homosexuellen anbelangt, doch Island macht hier allem Anschein nach eine Ausnahme. "Mein Film erklärt, was es bedeutet, als Schwuler in einer so vom Machismo geprägten Gesellschaft wie der isländischen zu leben, samt ihrem stereotypen Bild vom Mann als hart arbeitendem und ebenso hart trinkendem Fischer", sagt Regisseur Róbert I. Douglas. Und tatsächlich sind die Männer in Eleven Men Out / Strákarnir Okkar allesamt wahre Prachtexemplare der machistischen Sorte, allenthalben wird gesoffen, mit der eigenen Männlichkeit herumgeprahlt und die Frauen können einem in dieser "Men’s World" schon ziemlich leid tun. So ist es kein Wunder, dass sich in dieser dumpfen Atmosphäre nach wie vor die Mär hält, Schwulsein sei eine womöglich ansteckende Krankheit, die immerhin aber heilbar sei. So viel Ignoranz ist eigentlich ein Grund zum Verzweifeln, doch Douglas wählt die Waffen des Humors und zeigt auf amüsante und kluge Weise, wie ein Coming-out selbst in einer Gesellschaft wie der isländischen gelingen kann. Ob dieser Film aber einen deutschen Profikicker dazu bringen würde, sich zu outen, darf bezweifelt werden, denn in diesem speziellen Fall ist Island direkt von unserer Haustür und die Heuchelei hierzulande ebenso groß wie auf der Insel im Nordatlantik.

Eleven Men Out

Seit Jahr und Tag und bevorzugt im sportjournalistischen Sommerloch branden immer wieder Diskussionen auf, die sich mit der vollkommen unnötigen Frage beschäftigen, ob es denn nun schwule Fußballprofis gäbe – warum denn nicht? – und wer diese wohl sein mögen.
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Meinungen

Eric · 22.06.2008

Also bitte.....
Dieser Film ist klischeebeladen bis zum Anschlag.
Die deutschen Dialoge sind emotionslos und langweilig.
Witz und Stil sind so gut wie nicht vorhanden.
Wer etwas ähnliches sucht (das keinen Brechreiz auslöst) sollte sich Männer wie wir holen.