Element of Crime - Forbrydelsens element

Film ist Hypnose

Nicht dass derzeit keine sehenswerten Filme in Kino zu sehen wären, doch die Wiederaufführung von Lars von Triers Debütfilm Element of Crime ist wirklich ein heißer Tipp für alle Filmenthusiasten und Fans des dänischen Regie-Exzentrikers. Bereits 1984 zeigt von Trier seine ganze Klasse und präsentierteine äußerst gelungene Melange aus Film Noir, Expressionismus und prophetischem Krimi, die auch heute noch bestens funktioniert.

In einer nicht näher bestimmten Zukunft erzählt der ehemalige Polizeidetektiv Fisher (Michael Elphick) in Kairo seinem Therapeuten unter Hypnose von einer Reise nach Deutschland, die 2 Monate zurückliegt, und von der er mit rätselhaften Kopfschmerzen zurückgekehrt ist. Zweck der Reise ist es, eine geheimnisvolle Mordserie aufzuklären. In Europa sucht er zuerst seinen ehemaligen Lehrer Osborne (Esmond Knight) auf, dessen Arbeit er bewundert. Dieser hatte einst in seinem Buch „Das Element des Verbrechens” minutiös beschrieben, wie ein Polizist durch weitgehende Identifikation mit dem Täter ein Verbrechen aufklären kann. Doch nun, nachdem seine Frau verstorben ist, will Osborne von seinen alten Theorien nichts mehr wissen. Fisher wird von Kramer (Jerold Wells) angerufen, einem unsympathischen ehemaligen Kollegen, der es mittlerweile bis zum Polizeichef gebracht hat. Zum wiederholten Mal wurde die Leiche eines Mädchens gefunden, das Lotterielose verkauft hatte.

In der Polizeistation richtet sich Fisher in Osbornes ehemaligem Büro ein. Er erhält eine Rohrpost mit einer Nachricht für Osborne und Fotos aus der Akte eines gewissen Harry Grey. Kurz darauf wird Fisher zu Osborne gerufen und fragt diesen nach Harry Grey. Osborne antwortet darauf, daß es diesen nicht mehr gebe und damit der Fall der Lotteriemorde abgeschlossen sei. Er selbst, Osborne, habe dank seiner Methoden Harry Grey als Schuldigen an den Lotteriemorden aufgespürt. Als er ihn habe stellen wollen, sei dieser geflüchtet und auf der Flucht durch einen Verkehrsunfall umgekommen und im Wagen verbrannt. Fisher beginnt die Haushälterin Osbornes (Astrid Henning-Jensen) auszufragen und erfährt von einigen Merkwürdigkeiten. Beispielsweise habe sie am selben Morgen alle Bücher und Papiere verbrennen müssen. Und auf den Tod von Osbornes Frau angesprochen, erfährt Fisher, daß dieser erst seit einem Monat verheiratet war. Nach einem Monat habe die Frau plötzlich Osborne verlassen und sei weggegangen. Sie habe eine Kind aus früherer Ehe zurückgelassen. Unter den Zeichnungen des Kindes findet Fisher Blätter aus der Akte Harry Grey. Er folgert daraus, daß Grey bei Osborne war, um ihn einzuschüchtern. Er beschließt, Osborne zuliebe weitere Erkundigungen über Grey einzuziehen. In seinem Büro erhält Fisher einen an Osborne gerichteten Anruf aus einem Hotel in Halbestadt: Der Schrank Harry Grey könne jetzt geöffnet werden. Dort findet er aber keine Hinweise. Wenig später lernt Fisher im Bordell die Prostituierte Kim (Me Me Lei) kennen, die Grey kannte. Gemeinsam mit ihr folgt er dem Weg Greys und beginnt immer mehr, dessen Rolle anzunehmen. Er bekommt heraus, dass die Mordserie einem Schema folgt und dass noch ein Mord aussteht.

Schließlich will Fisher Grey eine Falle stellen. Zu diesem Zweck begibt er sich mit einer Losverkäuferin zu dem Treffpunkt, an den sie ein geheimnisvoller Fremder, vermutlich Grey, bestellt hat. Während des Wartens fällt Fisher ein Pferdetalisman aus der Tasche, der bei den anderen Morden immer neben der Leiche gefunden worden war. Das Mädchen beginnt zu schreien und Fisher hält ihr solange den Mund zu, bis sie tot ist. Bei einer weiteren Razzia zeigt Kramer Fisher die Leiche Osbornes, der sich erhängt hat. Damit wird der Fall als beendet angesehen. Doch ist er es wirklich?

Element of Crime (nicht zu verwechseln mit der gleichnamigen, ebenfalls sehr geschätzten Berliner Band um den – man muss wohl sagen – Bestseller-Autor Sven Regener) bietet allen Lars von Trier-Fans, die vor allem die späteren Filme kennen, einen ganz neuen und nicht minder spannenden Zugang zu einem der begnadetsten und umstrittensten Filmemacher unserer Tage. Die Story ist schräg, düster, zutiefst philosophisch und pessimistisch, bildgewaltig und voller surrealer Bildideen. Es ist schon erstaunlich, wie Lars von Trier es bereits in seinem Debütfilm schafft, eine ganz eigene Welt zu erschaffen, die kaum den Gesetzen der normalen und formalen Logik unterliegt, sondern sich allein auf sich selbst beruft. Und obwohl der Film so ganz anders ist, als jene späteren Werke, die unter dem Eindruck von Dogma 95 entstanden sind, atmen sie doch den gleichen Geist und bieten in vielfacher Hinsicht einen guten und vielleicht sogar direkteren Zugang zur Person und zum Denken von Triers. Schon allein deshalb sollte man diesen Film nicht verpassen, davon ganz abgesehen, dass die Bilder auch zwanzig Jahre nach ihrer Entstehung nichts von ihrer Faszination und ihrem nahezu hypnotischen Sog eingebüßt haben.

Element of Crime - Forbrydelsens element

Nicht dass derzeit keine sehenswerten Filme in Kino zu sehen wären, doch die Wiederaufführung von Lars von Triers Debütfilm Element of Crime ist wirklich ein heißer Tipp für alle Filmenthusiasten und Fans des dänischen Regie-Exzentrikers.

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