Eine vernünftige Lösung

Eine Filmkritik von Katrin Knauth

WG gegen Leidenschaft

Zwei Frauen und zwei Männer um die 50 sitzen mit betroffenen Gesichtern eng an einem Tisch zusammen und suchen nach einer „vernünftigen Lösung“. So beginnt das schwedische Ehe-Drama Eine vernünftige Lösung von Jörgen Bergmark. Welche Lösung wofür gefunden werden muss, erfahren wir in einem 100-minütigen Film, der ganz nah an der Realität dran ist und gleichzeitig durch seine Absurdität und vermeintliche Naivität der Figuren verblüfft.
Das Ganze spielt in einer nordschwedischen Kleinstadt am Meer. Das eine Ehepaar sind May (Stina Ekblad) und Erland (Rolf Lassgard), das andere Karin (Pernilla August) und Sven-Erik (Claes Ljungmark). Erland und Sven-Erik arbeiten gemeinsam in einer Papierfabrik, May und Karin kennen sich flüchtig aus der Schule, in der May unterrichtet und Karin kocht. May und Erland führen in der Kirchgemeinde regelmäßig Gesprächsrunden über die Liebe und die Gründe von Scheidungen. Sie sehen glücklich aus, immer noch verliebt und harmonisch vereint. Bei anderen Pärchen ist das Knistern längst verschwunden.

Auf der Geburtstagsfeier von Sven-Erik begegnen sich die vier zum ersten Mal. Als Erland und Karin kurz zufällig allein hinter dem Haus stehen, haben sie einen intensiven Moment. Es deuten sich erste Gefühle zueinander an, gegen die sie sich wehren. Als sie sich das nächste Mal im Supermarkt wieder sehen, fallen sie anschließend im Auto auf dem Parkplatz übereinander her. Getrieben von purem sexuellem Verlangen. Eine Affäre kommt ins Rollen.

Doch besonders Erland kann die Geheimnistuerei nicht mit seinem Gewissen vereinen. Er will offen darüber reden und so versuchen, seine Gefühle im Keim zu ersticken. Seine vermeintlich „vernünftige Lösung“ heißt: zu viert in einer Wohnung nach gewissen Regeln zusammenzuleben und so die Leidenschaft für den anderen Partner, die ja vor allem durch körperliche Distanz vergrößert wird, zu lindern. Die anderen sind einverstanden, wenn auch widerwillig und stellen zehn Regeln für die neue WG auf. May wird in den Keller ausquartiert während Erland und Karin so oft wie möglich in dem ehelichen Schlafzimmer – hinter verschlossen Türen – vögeln dürfen.

Das Experiment ist von Beginn an zum Scheitern verurteilt. Ohne hier zu viel zu verraten: Es scheitert es auch. Während Erland alles, was passiert, für normal hält, sieht man förmlich das Herz von May bluten. Weil sie ihren Mann immer noch über alles liebt. Und dieser gnadenlos – Entschuldigung – schwanzgesteuert seinen Trieben nachgeht. Das grenzt schon an Ekelhaftigkeit. Auch Sven-Erik, der soeben erst eine schwere Depression überwunden hat, leidet an den Umtrieben seiner Ehefrau.

Natürlich kann es immer passieren, dass die Leidenschaft für einen anderen Menschen entfacht. Dabei muss man nicht zwangsläufig unglücklich in der Ehe sein. Und das passiert nicht nur jungen, schönen Menschen, sondern auch ganz gestandenen, älteren. Wie geht man also damit um? Die Lösung des Films ist jedenfalls keine. Wobei im Film am Ende die eigentlichen Verlierer als Sieger gestärkt herausgehen.

Jörgen Bergmark hat die Rollen mit sehr erfahrenen Schauspielern besetzt, die bereits schon für Ingmar Bergman vor der Kamera standen. Sie füllen ihre Charaktere mit Leib und Seele aus, vermögen den Strudel von Emotionen, die in so einer Situation auflaufen, voll und ganz erfassen. Obwohl der Film teilweise ins Absurde abdriftet, werden die Szenen wunderbar realistisch gespielt. Als ob alles normal wäre. Dennoch oder gerade deswegen, kommt man kopfschüttelnd aus dem Kinosaal und fragt sich, warum Menschen so sein können.

Eine vernünftige Lösung

Zwei Frauen und zwei Männer um die 50 sitzen mit betroffenen Gesichtern eng an einem Tisch zusammen und suchen nach einer „vernünftigen Lösung“. So beginnt das schwedische Ehe-Drama „Eine vernünftige Lösung“ von Jörgen Bergmark. Welche Lösung wofür gefunden werden muss, erfahren wir in einem 100-minütigen Film, der ganz nah an der Realität dran ist und gleichzeitig durch seine Absurdität und vermeintliche Naivität der Figuren verblüfft.
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