Ein Schotte macht noch keinen Sommer

Eine Filmkritik von Melanie Hoffmann

Das Ferien-Tohuwabohu

Überraschende Wendungen mit trockenem britischem Humor in feiner Komödie gefällig? Die Briten sind derzeit weit weg vom französischen Wohlfühl-Arthouse mit political correctness. Zum Glück!
Der Opa hat Geburtstag, ein Familienfest steht an. Doch noch haben Doug (David Tennant) und Abi (Rosamund Pike) der Familie gar nicht gestanden, dass sie sich getrennt haben. Die Kinder kommen damit erstaunlich gut klar, weniger Verständnis erwarten die frisch Getrennten aber von den Erwachsenen. Insbesondere der herzkranke Opa soll geschont werden. Frei nach dem Motto „Friede, Freude, Eierkuchen“ tun sich die Zerstrittenen zusammen und fahren also gemeinsam zur Feier nach Schottland. Während die älteste Tochter Lottie (Emilia Jones) noch fleißig die Lügen der Eltern in einem Büchlein notiert – zum einen um zu wissen, was sie sagen soll, zum anderen, um belegen zu können, dass ihr diese Lügen aufgetragen wurden – widmet sich der mittlere Sohn Mickey (Bobby Smallridge) ganz und gar seinem Wikinger-Hobby. Jess (Harriet Turnbull), die jüngste, beschäftigt sich in der Zeit mit ihren Stein-Freunden und hat sonst noch allerlei altkluge Bemerkungen parat.

Ist die Familie, die keine mehr ist, erstmal in Schottland angekommen, wird alles auseinandergenommen: Der Job des Onkels, die Schlüsselordnung, das Geigenspiel des Cousins und letztlich die Psyche der Tante. Die Kinder tun alles, um das Wochenende zu einem unvergesslichen zu machen. Doch beim Ausflug an den Strand passiert dann wirklich etwas, was die Familienfeier zunichte macht.

Was zunächst klingt wie eine beliebige Familienkomödie, versteht es insbesondere durch wirklich unerwartete Gags richtig gut zu unterhalten. Einige Szenen werden so wundervoll ausgespielt, dass das Publikum Tränen lachen kann. Dabei bleiben die Figuren stets britisch trocken und dennoch menschlich. Die Kinder legen schließlich das reifste Verhalten an den Tag und sind diejenigen, die Verantwortung übernehmen, wenngleich das auch nicht im Sinne aller Erwachsenen geschieht.

Rosamund Pike scheint derzeit Englands am meisten beschäftigte Schauspielerin zu sein. Vom Thriller (David Finchers Gone Girl) bis zur Komödie hat sie alles drauf, behält ihren eigenen Stil und ist dennoch wandelbar. Ihr zur Seite steht der hier leider etwas farblose David Tennant. Denn neben seinem Filmvater (gespielt von Billy Connolly) und den drei Kindern hat er einfach kaum eine Chance, groß zu agieren und sich darstellerisch auszuzeichnen.

Das Regie-Duo Andy Hamilton und Guy Jenkin ist in Großbritannien bestens für die Sitcom Outnumbered bekannt. An diese Serie knüpft Ein Schotte macht noch keinen Sommer an — und sie enttäuschen ihr Publikum nicht. Sie funktioniert zwar als Familienfilm, ist jedoch auch bestens für alle ohne Kinder geeignet. Leider gibt der deutsche Trailer die Stimmung des Films nicht gerade gut wieder, Fans der englischen Sprache sei daher wärmstens die OmU-Fassung ans Herz gelegt, die auch weitgehend „englisch“ zu nennen ist und sich mit dem (zumeist schwer verständlichen) Schottischen eher zurückhält. Auch über die Titelwahl des deutschen Verleihers kann man durchaus geteilter Meinung sein. Das sind aber freilich nur Randnotizen, die einen vor dem Besuch dieser (im positiven Sinne) staubtrockenen und überaus britischen Komödie nicht abhalten sollten.

Ein Schotte macht noch keinen Sommer

Überraschende Wendungen mit trockenem britischem Humor in feiner Komödie gefällig? Die Briten sind derzeit weit weg vom französischen Wohlfühl-Arthouse mit political correctness. Zum Glück!
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