Ein MordsTeam

Eine Filmkritik von Andreas Günther

Landeskunde aus Schnüfflersicht

Bestimmt gab es schon witzigere Krimikomödien aus Frankreich. Aber keine spießt wohl so pointensicher den gallischen gesellschaftlichen Alltag auf wie David Charhons Ein MordsTeam. Das Kriminalistenduo Omar Sy (Ziemlich beste Freunde) und Laurent Lafitte (Kleine wahre Lügen) ermittelt inmitten verheerender sozialer Verwerfungen – und will sie überwinden.
„Ziehen wir das Ganze doch als guter Bulle, böser Bulle durch“, schlägt Ousmane (Omar Sy) vor, als in einem Mordfall die Vernehmung des Industriellen Chaligny (André Marcon) ansteht. Der Beamte vom Vorort-Betrugsdezernat will strategisch nutzen, dass er schwarz ist und Turnschuhe, Jeans und Kapuzenjacke trägt, während sein elegant gekleideter, weißer Kripo-Kollege François (Laurent Lafitte) aus Paris verbal stets auf der Schleimspur unterwegs ist. Doch der bescheidet: „Nein, wir machen das als Bulle, der redet, und als Bulle, der die Klappe hält.“

Ausgerechnet in Ousmanes Revier, dem trostlosen Bobigny, wird die Frau des reichen Chaligny ermordet aufgefunden. Aber als er zusammen mit seinen Kollegen Yasmine (Sabrina Ouazani) und Gérard (Léo Léothier) Hinweisen nachgeht, die in höchste Kreise führen, droht der engagierte Beamte am Rassismus und der sozialen Arroganz seiner Umgebung zu scheitern. Lange wirbt er vergeblich um die Unterstützung von François, der statt Gerechtigkeit nur den schnellen Weg nach oben sucht.

Trotz lustigem Geballere, slapstickhafter Verfolgungsjagden und promisker Einlagen wird sich bei Ein MordsTeam nur auf die Schenkel klopfen, wer das Meiste darin nicht als Übertreibungen empfindet, sondern als humoristische Punktlandungen. Karrieregeile Polizisten, die sich wie François ungern an Tatorte begeben, damit das edle Schuhwerk für das wichtige Mittagessen mit dem Präfekten tadellos bleibt, haben in Frankreich längst Eingang in alarmierende Statistiken gefunden. Kungelnde Eliten sind ohnehin zu einer Geißel geworden. Gesellschaftliche Leitbilder sind soweit ausgestorben, dass sich François auf alte Belmondo-Filme besinnt und Ousmane in Ermangelung eines französischen Pendants Beverly Hills-Cop Axel Foley nacheifert.

Anders als bei Ziemlich beste Freunde und Willkommen bei den Sch´tis ist in Ein MordsTeam die Grundformel der jüngsten großen Kinoerfolge von jenseits des Rheins unüberhörbar: Franzosen aller Schichten, Regionen und Ethnien – versöhnt Euch. Mühelos vertiefen dazu Sy und Lafitte ihre antagonistischen Typen zu runden Persönlichkeiten. Ungewöhnlich sensibel für einen ehemaligen Regisseur von Werbeclips, gibt David Charhon ihnen dafür Raum und Timing, während das Drehbuch, das er zusammen mit Remy Four und Julien War verfasst hat, zielsicher die Stereotypen-Ordnung durchkreuzt.

Am Ende beteiligt sich das Duo freilich, wenngleich zum öffentlichen Nutzen, an der allgegenwärtigen Manipulation. Das Publikum muss prüfen, ob es für soviel ungeschminktes Frankreich wie in dem satirischen Ein MordsTeam bereit ist — und Frankreich, ob es sich verändern will.

Ein MordsTeam

Bestimmt gab es schon witzigere Krimikomödien aus Frankreich. Aber keine spießt wohl so pointensicher den gallischen gesellschaftlichen Alltag auf wie David Charhons „Ein MordsTeam“. Das Kriminalistenduo Omar Sy („Ziemlich beste Freunde“) und Laurent Lafitte („Kleine wahre Lügen“) ermittelt inmitten verheerender sozialer Verwerfungen – und will sie überwinden.
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