Die Zeit der Frauen

Eine Filmkritik von Bianka Piringer

Auf der Suche nach Spaß und Anerkennung

Aus Indien kommen seit einiger Zeit vermehrt Filme, die sich mit der oft gewaltbereiten Frauenfeindlichkeit der Gesellschaft befassen. Nishtha Jain porträtierte 2012 in ihrem Dokumentarfilm Gulabi Gang eine Selbsthilfegruppe, die auf dem flachen Land zur Gegenwehr gegen häusliche Gewalt aufruft und das kollektive Schweigen bricht, das mordende Ehemänner schützt. Andere Filme, wie erst vor kurzem 7 Göttinnen, wollen dem einheimischen Publikum mit fiktiven Geschichten, die sich am üppigen Bollywoodstil orientieren, die Augen öffnen. Diesen Weg geht auch die Regisseurin Leena Yadav mit ihrem Spielfilm Die Zeit der Frauen. Ihre ausdrucksstarken Protagonistinnen sind alles andere als lustfeindlich. Vielmehr bewegen sie sich fröhlich in einem immer wieder erotisch aufgeladenen Szenario.
Am Anfang einer feministischen Revolte, und sei sie zahlenmäßig noch so klein, steht die Gemeinschaft mit anderen Frauen. In ihrem kleinen, rückständigen Dorf findet die 32-jährige Witwe Rani (Tannishtha Chatterjee) bei ihren Freundinnen Lajjo (Radhika Apte) und Bijli (Surveen Chawla) Rückhalt, Trost und Aufmunterung. In der Gruppe formen sich die ersten ketzerischen Ideen in ausgelassener Stimmung. Warum, so fragen sich die Freundinnen, werde in jedem Fluch eine Frau gefickt? Warum sei nie vom „Sohnficker, Bruderficker“ etc. die Rede? Überhaupt drehen sich die Gespräche in dieser Geschichte oft um Sex. Rani bekommt in Form eines Running Gags Anrufe von einem unbekannten Mann, der sich Shah Rukh Khan wie der berühmte Filmstar nennt und ihr mehr oder weniger anzügliche Avancen macht. Ranis jugendlicher Pascha-Sohn Gulab (Riddhi Sen) und seine Freunde betrachten Frauen als Sexobjekte und erwarten von ihnen Gesten der Unterwerfung. Sie sind wild entschlossen, ihre soziale Vormachtstellung zu verteidigen.

Am Beispiel der Freundinnen schildert der Film die verschiedenen Probleme, die Frauen in der Gesellschaft haben. Rani wurde schon mit 13 Jahren verheiratet und musste unter der Fuchtel der Schwiegermutter den Haushalt führen. Nun will die konservativ denkende Frau endlich eine Schwiegertochter haben, die sie selbst herumkommandieren kann. Sie arrangiert für Gulab die Heirat mit einem 15-jährigen Mädchen (Lehar Khan), das er nie gesehen hat und für das sie viel Geld bezahlt. In dieser Tradition des Brautkaufs sieht der Film eine der wichtigsten Ursachen für die Einstellung, dass sich eine Ehefrau in jeder Hinsicht bezahlt machen muss. Es dauert eine Weile, aber eines Tages wird Rani sich vor ihre Schwiegertochter stellen und ihrem Sohn sagen, er solle sich sein Abendessen selbst machen.

Lajjo leidet unter ihrer vermeintlichen Unfruchtbarkeit, die ihrem gewalttätigen Mann einen Grund mehr liefert, sie zu verachten. Bis Bijli sie darüber aufklärt, dass für die Kinderlosigkeit auch ihr Mann verantwortlich sein könnte. Die lebenslustige Bijli, die als Tänzerin und Prostituierte arbeitet, wird von Männern bewundert und begehrt und ist doch sozial geächtet. Sie sehnt sich vergeblich nach Liebe. Bijli bringt mit ihren Gesangs- und Tanzdarbietungen eine gute Prise Erotik in den Film. Sie wirkt dann wie eine Bollywood-Königin, die allerdings in sexuellen Dingen kein Blatt vor den Mund nimmt.

In der grauen Trostlosigkeit des staubigen Dorfes sind die Frauen in ihren bunten Gewändern – mit Ausnahme von Rani, die als Witwe schwarz trägt – ein regelrechter Blickfang. Ihre Attraktivität scheint richtig aufzublühen, wenn sie miteinander lachen und sich auch eine zärtliche Wertschätzung schenken, die ihnen die Männer meistens verwehren. Dennoch gibt es auch eine wunderbare Liebesszene zwischen Mann und Frau und überhaupt wenden sich Rani, Lajjo und Bijli keineswegs von der Männerwelt ab: Nur sich unterdrücken und missbrauchen lassen, das wollen sie nicht mehr. So setzt der zugleich vergnügliche und kritisch-aufklärerische Film die schöne Botschaft an den Schluss, dass die sturen Patriarchen ihre Position verlassen müssen, um vom Strom der Zeit nicht abgehängt zu werden.

Die Zeit der Frauen

Aus Indien kommen seit einiger Zeit vermehrt Filme, die sich mit der oft gewaltbereiten Frauenfeindlichkeit der Gesellschaft befassen. Nishtha Jain porträtierte 2012 in ihrem Dokumentarfilm „Gulabi Gang“ eine Selbsthilfegruppe, die auf dem flachen Land zur Gegenwehr gegen häusliche Gewalt aufruft und das kollektive Schweigen bricht, das mordende Ehemänner schützt. Andere Filme, wie erst vor kurzem „7 Göttinnen“, wollen dem einheimischen Publikum mit fiktiven Geschichten, die sich am üppigen Bollywoodstil orientieren, die Augen öffnen. …
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