Die üblichen Verdächtigen

Mehr als nur spannend

Nach einem gewaltigen Feuer auf einem Schiff im Hafen von San Pedro zählt die Polizei 27 Tote, lediglich zwei Männer haben die Katastrophe überlebt, einer davon ist ein Seemann, der mit schwersten Verbrennungen im Krankenhaus liegt und immer wieder einen geheimnisvollen Namen nennt. Der andere Überlebende ist ein behinderter Kleinganove namens Roger „Verbal“ Kint, der den Brand unverletzt überstanden hat. Um die Hintergründe der blutigen Katastrophe zu beleuchten, wird der Trickbetrüger von Zollinspektor David Kujan (Chazz Palminteri) vernommen, der hinter den Geschehnissen einen Drogendeal gewaltigen Ausmaßes vermutet. Eingeschüchtert gibt Verbal schließlich nach und erzählt dem Inspektor, wie es zu der Katastrophe kam: Gerade mal sechs Wochen vor dem Brand wurden er und vier weitere Verdächtige, der Ex-Bulle Keaton (Gabryel Byrne), der aufbrausende McManus (Stephen Baldwin), der schnöselige Hockney (Kevin Pollack) und der Latino Fenster (Benicio del Toro) festgenommen, um die Hintergründe eines Waffendeals aufzuklären. Schnell finden sich diese „üblichen Verdächtigen“ zusammen, um gemeinsam den großen Coup zu landen.

Doch schon bald kommen sie einer Unterweltlegende namens Keyser Soze ins Gehege, den zwar niemand kennt, doch vor dem jeder Ganove zittert und über den unglaubliche Geschichten in Umlauf sind. Das wird ihnen spätestens dann klar, als der mysteriöse Anwalt Kobayashi (Pete Postlethwaite) auftaucht, der die Interessen des Phantoms Keyser Soze vertritt. Und da der Unterweltkönig jeden der fünf in der Hand hat, beginnt der Druck auf die „üblichen Verdächtigen“ mehr und mehr zu wachsen.

Mit seinem gerade mal zweiten Film stieg der Independent-Filmer Bryan Singer in die erste Riege von Hollywoods Regisseuren auf. Bereits mit seinem ersten Film Public Access hatte das Jungtalent auf sich aufmerksam gemacht und den Großen Preis beim Sundance Festival 1993 gewonnen. Die üblichen Verdächtigen, in der Rekordzeit von 35 Tagen gedreht, ist unglaublich spannend, ironisch, voller Twists und Turns und definitiv einer der intelligentesten Krimis der Neunziger. Trotz der zahlreichen Rückblenden, mit denen das Drehbuch von Christopher McQuarrie (der für sein Drehbuch übrigens einen Oscar erhielt) arbeitet, packt die Story und wird zu keinem Augenblick langweilig oder vorhersehbar. Der Titel des Films ist übrigens dem Ende von Casablanca entliehen, wenn der Polizeipräfekt den wunderbar sarkastischen Satz spricht: „Verhaften Sie die üblichen Verdächtigen…“

Die üblichen Verdächtigen

Nach einem gewaltigen Feuer auf einem Schiff im Hafen von San Pedro zählt die Polizei 27 Tote, lediglich zwei Männer haben die Katastrophe überlebt, einer davon ist ein Seemann, der mit schwersten Verbrennungen im Krankenhaus liegt.

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Meinungen

Martin Zopick · 15.04.2024

Der Titel bezieht sich auf eine Redewendung aus den Polizeiakten oder der Justiz. Man meint damit Personen, die mit einem Verbrechen in Verbindung gebracht werden, das sie nicht unbedingt begangen haben müssen. Nur ein Verdacht fällt auf sie, egal wie begründet oder unbegründet er ist. Wir kennen es aus ‘Casablanca‘.
Hier sind es fünf coole Typen die einen Coup nach dem nächsten erfolgreich durchziehen, bis sie mit einem noch größeren Unbekannten in Konflikt geraten. Es sind Gabriel Byrne (Keaton), Kevin Spacey (Verbal Kint), Benicio del Toro (Fenster), Stephen Baldwin (McManus) und Kevin Pollack (Todd). Immer wieder geistert der Name des Gangsterbosses Keyser Söze durch die Gespräche. Man kennt ihn nicht und man sieht ihn nicht. Mal könnte es Kobayashi († Pete Postlethwaite), sein, mal könnte es Keaton (Gabriel Byrne) sein, der selbst ernannte Anführer der Bande oder Edie (Suzi Amis, im echten Leben Mrs. Cameron), seine Freundin die Anwältin und einzige Frau in diesem reinen Männerfilm. Fest in der Hand der Ermittler Kujan (Chazz Palmintery) und Jeff (Dan Hedaya) ist Verbal Kint. Der schwankt noch zwischen Kronzeugenregelung und völliger Straffreiheit. Er mag die ‘Bullen‘, verpfeift keinen und hat eine starke Gehbehinderung. Die Luft ist bleihaltig und voller feurigere Explosionen in diesem schießfreudigen Film, in dem sich die Ganoven durch Brutalität, Genialität und Omnipräsenz zu übertreffen versuchen. Ein ungewöhnlicher Schluss mit vielen Optionen erwartet den Zuschauer. Verbal Kint verliert seine Gehbehinderung, steigt zu Kobayashi ins Auto und stellt sich selbst in Frage. Ist er der ‘Teufel, der die Welt glauben macht, dass es ihn gar nicht gibt?... und einfach so…ist er weg.‘ Aus, Ende, Amen.
Ganz ausgeschlafene Kritiker erkannten hier ein ‘unzuverlässiges Erzählen‘ als geniale Kunstform. Für die filmische Umsetzung ist der Oscar verdient. Warum ihn von den fünf Typen nur Kevin Spacey bekommen hat, erschließt sich mir nicht.