Die Präsenz

Eine Filmkritik von Andreas Köhnemann

Spooky!

Das deutsche Genrekino erlebt in letzter Zeit einen Boom – und das ist ausdrücklich zu begrüßen. So demonstrierte etwa der Thriller Who Am I – Kein System ist sicher, dass in Deutschland kluge, witzige und spannende Unterhaltung möglich ist, die nichts mit drögen Krimis oder formelhaft-albernen (Beziehungs-)Komödien zu tun hat. Daniele Grieco präsentiert nun mit Die Präsenz einen deutschen Horrorfilm. Dass der Drehbuchautor, Regisseur und Produzent für seine Geschichte den Found-Footage-Stil gewählt hat, darf skeptisch stimmen, da die Fake-Doku-Methode insbesondere im Gruselsegment seit dem Hype um Blair Witch Project (1999) allzu oft in Anspruch genommen wurde – und sich in vielen Fällen leider als ziemlich reizlos erwies. Neue Impulse vermag auch Griecos Werk dieser Darbietungsform nicht zu geben; dennoch verfügen die geheimnisumwölkte Location sowie diverse Angstsituationen über einen gewissen Reiz.
Der Anthropologiestudent Markus (Matthias Dietrich) begibt sich mit seiner Freundin Rebecca (Liv Lisa Fries) und seinem besten Kumpel Lukas (Henning Nöhren) auf eine leer stehende Burg. Diese ist angeblich verflucht und war der Schauplatz eines unerklärlichen Familienmordes. Indessen Markus vom wissenschaftlichen Interesse an paranormalen Phänomenen angetrieben wird und Lukas den Trip als großen Spaß empfindet, ist Rebecca alsbald völlig verstört: Die „Präsenz“ des Gemäuers äußert sich zunächst in polternden Geräuschen; zudem stoßen die Jugendlichen auf tote Tauben und müssen feststellen, dass ihre mitgebrachten frischen Nahrungsmittel über Nacht verdorben sind. Und all dies ist erst der Anfang…

Grieco kombiniert mehrere Found-Footage-Strategien – so setzt er neben den obligatorischen Wackelaufnahmen auch Einstellungen ein, die an die Überwachungsbilder aus Paranormal Activity erinnern. Obendrein arbeitet er mit plötzlichen Zooms und Störungen, die das Wirken des Übernatürlichen auf die Technik zum Ausdruck bringen sollen. Der scheindokumentarische Gestus des Films wird in Texteinblendungen verdeutlicht, die das Gezeigte zu Beginn beispielsweise als am Tatort sichergestelltes Videomaterial ausweisen. In der Inszenierung des Spuks nutzt Grieco das Standardrepertoire des Found-Footage-Horrors, um Schreckmomente zu generieren. Während man einige von diesen eher in die Kategorie Cheap Thrills einreihen muss (da hier in erster Linie mit der Tonspur gespielt wird), sind ein paar andere äußerst gelungen: Eine Szene, in welcher Markus und Lukas den Aufzeichnungen auf ihrem Laptop kurzzeitig keine Aufmerksamkeit widmen und man als Zuschauer_in sieht, wie diese Bilder ein sonderbares „Eigenleben“ entwickeln, jagt einem einen schönen, frostigen Schauer über den Rücken – und auch das Schlafwandeln von Rebecca wird herrlich creepy umgesetzt.

Die drei Figuren sind (wie so oft in Werken dieser Art) recht anstrengend; ihr Verhalten ist meist unplausibel und reichlich töricht. Es ist außerdem schade, dass in puncto Geschlechterrollen auf Klischees gesetzt wird – denn während das Mädchen passiv-verängstigt (und zunehmend eigenartig) ist, sind die Jungs aktiv-furchtlos. Was Grieco wiederum entschieden besser gelingt als den Machern von zahlreichen anderen deutschen (Teenager-)Filmen, ist die Erfassung einer Jugendsprache, die nicht aufgesetzt wirkt. Alles in allem handelt es sich bei Die Präsenz zwar nicht um hochgradig originelles, aber doch um solides Spannungskino für Fans des Genres.

Die Präsenz

Das deutsche Genrekino erlebt in letzter Zeit einen Boom – und das ist ausdrücklich zu begrüßen. So demonstrierte etwa der Thriller „Who Am I – Kein System ist sicher“, dass in Deutschland kluge, witzige und spannende Unterhaltung möglich ist, die nichts mit drögen Krimis oder formelhaft-albernen (Beziehungs-)Komödien zu tun hat. Daniele Grieco präsentiert nun mit „Die Präsenz“ einen deutschen Horrorfilm, der seit dem 31.10.2014 auf Lichtspielhaustour (u.a. in Leverkusen, Nürnberg und Berlin) ist.
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