Die Nacht des Leguan

Eine Filmkritik von Marie Anderson

Mittwoch, 5. August 2009, Das Erste, 00:35 Uhr

Nach dem gleichnamigen Theaterstück des großartigen US-amerikanischen Schriftstellers und Dramatikers Tennessee Williams (1911-1983) von 1961 entstand diese berühmte Schwarzweiß-Verfilmung von John Huston mit einer für die damalige Zeit beachtlichen Starbesetzung: Die Nacht des Leguan aus dem Jahre 1964, der mit einem Oscar für das Beste Kostümdesign von Dorothy Jeakins prämiert sowie für Academy Awards in drei weiteren Kategorien, fünf Golden Globes und einen BAFTA Award nominiert wurde. Richard Burton, dessen Todestag sich am 5. August dieses Jahres zum 25. Mal jährt, führt das illustre Ensemble mit Ava Gardner und Deborah Kerr an, das sich in der schwülen Hitze Mexikos eine zutiefst emotionale Schlacht um Zuneigungen, Begierden und Loyalitäten liefert.
Er ist ein Mann, der auf das weibliche Geschlecht zweifellos eine unwiderstehliche Anziehung ausübt: Der ehemalige Reverend Lawrence Shannon (Richard Burton), der sich nunmehr als Reiseführer in Mexiko durchschlägt. Als ihm ausgerechnet eine Reisegruppe US-amerikanischer Lehrerinnen anvertraut wird, von denen sich die blutjunge Charlotte Goodall (Sue Lyon, die bereits 1962 in Stanley Kubricks Lolita skandalträchtig die reizende Unschuld spielte) Hals über Kopf für ihn erwärmt, erliegt Shannon nach anfänglichem Sträuben dann doch der Verführung der mädchenhaften Schönheit. Dieses unsittliche Verhalten will die strenge Miss Fellowes (Grayson Hall) jedoch keinesfalls unbestraft zulassen, so dass sie telegraphisch vom Reiseveranstalter den Rausschmiss Shannons verlangt. Um das Eintreffen einer Antwort zu verzögern, bringt dieser seine Damentruppe nun nicht in das verabredete Hotel, sondern entführt sie im Bus zu einer wenig luxuriösen, abgelegenen Absteige, die von der attraktiven Witwe Maxine Faulk (Ava Gardner) geführt wird, die sogleich bereit ist, den alten Freund ihres verstorbenen Mannes verschwörerisch zu unterstützen. Bald darauf gesellt sich die aparte Hannah Jelkes (Deborah Kerr) mit ihrem Großvater (Cyril Delevanti) zu der hysterischen Reisegruppe in das abgetakelte Hotel, und auch sie wirft rasch beide Augen auf den umschwärmten Ex-Priester. In der schwer erträglichen Hitze der Nacht spitzen sich die gefühlsintensiven Verstrickungen zu, während ein gefangener Leguan hinter dem Hotel, der die Aufregungen und Umtriebe geradezu zu wittern scheint, seiner Freilassung in die unwegsame Natur harrt …

Zuverlässigen Gerüchten zufolge beschränkten sich die emotionalen Turbulenzen nicht auf die Dramaturgie des Films, sondern beherrschten auch die beschwerlichen Dreharbeiten im mexikanischen Puerto Vallarta. Belagert von aufdringlichen Vertretern der Presse stiftete vor allem die Anwesenheit Elizabeth Taylors erhebliche Unruhe, die damals eine wenig heimliche Affäre mit Richard Burton unterhielt, bevor das berühmt-berüchtigte Schauspielerpaar schließlich 1964 heiraten konnte. Pikant gestaltete sich zusätzlich die Präsenz des Schriftstellers Peter Viertel, der mit seiner Ehefrau Deborah Kerr angereist war und zuvor einmal mit der schönen Ava Gardner geflirtet hat – Konstellationen, die damals auch außerhalb der Drehzeiten für erhitzte Gemüter in der wilden, schwülen Gegend gesorgt haben sollen. Ob diese besonderen Umstände sich nun fördernd oder eher hinderlich auf das Gelingen von Die Nacht des Leguan auswirkten, sei dahingestellt, doch sehenswert ist das intensive Drama um Macht und Liebeswirrungen auch heute noch.

Anlässlich des 25. Todestages von Richard Burton zeigt Das Erste in einer kleinen Reihe mit Filmen des Hollywood-Stars am Donnerstag, den 6. August um 00:55 Uhr 1984 / Nineteen Eighty-Four von Michael Radford nach dem legendären Roman von George Orwell und am Freitag, den 7. August 2009 um 10:20 Uhr 2 Herzen voller Liebe / Circle of Two mit Tatum O’Neal als junge Geliebte an der Seite des alternden Richard Burton.

Die Nacht des Leguan

Nach dem gleichnamigen Theaterstück des großartigen US-amerikanischen Schriftstellers und Dramatikers Tennessee Williams (1911-1983) von 1961 entstand diese berühmte Schwarzweiß-Verfilmung von John Huston mit einer für die damalige Zeit beachtlichen Starbesetzung:
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