Die Kirche bleibt im Dorf (2011)

Eine Filmkritik von Bianka Piringer

Schwäbische Heimatkomödie über Verständigungsprobleme

Im schwäbischen Ländle herrscht seit langem Feindschaft zwischen den benachbarten Dörfern Oberrieslingen und Unterrieslingen. Direkt an der Gemeindegrenze hat die Straße neuerdings ein Schlagloch, das keiner reparieren will. Das verschärft den Streit, denn aus dem Weg gehen können sich die Bewohner der beiden Dörfer nicht wirklich: Die Kirche liegt in Oberrieslingen, der Friedhof aber in Unterrieslingen. Als die Mutter des Oberrieslinger Bürgermeisters Gottfried Häberle (Christian Pätzold) stirbt, fällt der Sarg auf dem Weg zum Friedhof wegen des Schlaglochs vom Traktoranhänger. Klara Häberle (Julia Nachtmann), die Enkelin der Toten, hatte beim Lenken nicht aufgepasst, weil sie verbotenerweise mit Peter Rossbauer (Hans Löw) aus dem Feindeslager tuschelte, das gerade in die andere Richtung unterwegs war. Dass Klara und Peter sogar heiraten wollen, ahnt noch keiner.

Der Leichenschmaus wird gestört durch die Anwesenheit zweier „Ausländer“ im Gasthof der Häberles: Der Amerikaner Howard Jones (Gary F. Smith) und sein Makler Dieter Osterloh (Peter Jordan) wollen die Kirche besichtigen. Dort verkündet der Amerikaner dem verdutzten Bürgermeister, er wolle sie kaufen. Für fünf Millionen Dollar willigen die Oberrieslinger ein, die ganze Kirche nach Amerika abtransportieren zu lassen. Zwar gehört sie zur Hälfte den Unterrieslingern, aber die sollen von der ganzen Sache erst gar nichts erfahren. Das tun sie natürlich doch und Elisabeth Rossbauer (Elisabeth Schwarz), die scharfzüngige Wortführerin in Unterrieslingen, gräbt Oma Häberle auf dem Friedhof wieder aus.

Für ihr Kinofilmdebüt hat sich die auch als Schauspielerin bekannte Regisseurin und Drehbuchautorin Ulrike Grote eine muntere Provinzposse voller Verwicklungen ausgedacht. Die Komödie, die wie aus dem Volkstheater entsprungen wirkt, ist die schwäbische Antwort auf die bayerischen neuen Heimat- und Mundartfilme. Die Dialekt sprechenden Charaktere sind zum Teil recht kauzige Typen, die mit ihrer Meinung nicht hinter dem Berg halten. Aber liebenswert sind sie trotzdem alle. Der Dialogwitz kreist hauptsächlich um die Ausdrucksweise. Wenn die Wirtin Maria Häberle (Natalia Wörner) auf die Zimmeranfrage der beiden Fremden antwortet, „net hier“, dann versteht Dieter Osterloh, nett sei es hier. Wenn sie die Speisekarte vorsagt, reimt er sich „Wurzeln mit Knöpfele“ zusammen. Marias Schwester Klara erzählt ihrem Peter, dass die Oma ein „Schlägle“ getroffen hat, und Elisabeth Rossbauer umschmeichelt ihr Schwein mit den Worten: „Du wirscht so a wunderbare Wurscht!“

Der Amerikaner spricht nur Englisch, so dass die neugierigen Oberrieslinger, die früh argwöhnen, dass sie bei dem Handel womöglich übers Ohr gehauen werden sollen, ihrerseits nicht viel verstehen. Die mittlere Häberle-Schwester, Christine (Karoline Eichhorn), hat ein Auge auf ihn geworfen und strapaziert kräftig ihr Schulenglisch. Die schwäbische Mundart ist auch für den unkundigen Zuschauer nicht leicht zu verstehen. Aber die Dramaturgie setzt wiederum auch darauf, dass der Verlauf der Ereignisse lange rätselhaft wie ein Puzzlespiel bleibt. Die Szenen springen in recht flottem Wechsel von einem Handlungsort zum nächsten, wobei die Musik mit ihrer Nähe zu Dixie und Charleston die tapsig-schelmische Atmosphäre nicht nur untermalt, sondern manchmal sogar vorgibt. Die Handlung ist in Kapitel unterteilt, deren Titel mit einer kleinen Scherenschnitt-Animation präsentiert werden.

Im Gegensatz zur detailfreudigen Handlung, die sogar eine Verbindung zu Shakespeares Romeo und Julia herstellt, geht der Spannung unterwegs ein wenig die Puste aus. Besonders der Charme der urigen Charaktere verblasst mit der Zeit und das Folklore-Ensemble wirkt dann ein bisschen bühnensteif und betulich. Von den beiden verfeindeten Dörfern wird im Winter 2012/2013 im dritten Programm des SWR noch mehr zu sehen sein. Dann soll die zwölfteilige gleichnamige TV-Serie von Ulrike Grote starten, die sieben Jahre vor den Ereignissen im Kinofilm spielt und erklärt, warum die Nachbarn so zerstritten sind. Auch wird die Serie von 28. März bis 14. April 2013 in den deutschen Kinos zu sehen sein.
 

Die Kirche bleibt im Dorf (2011)

Im schwäbischen Ländle herrscht seit langem Feindschaft zwischen den benachbarten Dörfern Oberrieslingen und Unterrieslingen. Direkt an der Gemeindegrenze hat die Straße neuerdings ein Schlagloch, das keiner reparieren will. Das verschärft den Streit, denn aus dem Weg gehen können sich die Bewohner der beiden Dörfer nicht wirklich: Die Kirche liegt in Oberrieslingen, der Friedhof aber in Unterrieslingen.

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Meinungen

valeska · 16.04.2013

gestern lief die serie des films im tv an. ich war ziemlich entsetzt. da wurde aber auch jedes klischee über schwaben bedient. als bekennende schwäbin kenn ich viele schwaben. auch vom land. aber niemanden , der sich so unflätig und grob verhält, wie die handelnden personen im film. schade, find ich. ich hatte mich sehr drauf gefreut.

Claudia Hagin · 06.12.2012

Ich habe den Film gestern im Kino gesehen und schon lange nicht mehr sooo herzlich gelacht! Und den übrigen Kinobesuchern ging es genauso! Als Badnerin, die auf dem Dorf aufgewachsen ist (und eine Schwäche für den schwäbischen Dialekt hat) hat mir dieser Film wunderbar gefallen. Man konnte den Spaß, den die Schauspieler beim Dreh hatten, förmlich spüren. Selbstverständliich war vieles überdreht, aber die Charaktere waren sehr sympathisch und der Spott war eher liebevoll denn böse. Beste Kinounterhaltung - was man sonst von deutschen Filmen eher nicht behaupten kann!

Petra E. · 01.12.2012

Ich habe den Film mehrfach gesehen und jedes Mal Neues entdeckt. Es ist einer der gelungsten Komödien im deutschsprachigen Raum.
Leider habe ich bislang noch keine Möglichkeit gefunden, diesen Film auf DVD zu erstehen. Ich würde ihn gerne meiner im Ausland lebenden Tochter schenken.

Frédéric · 29.11.2012

Beschde Onderhaldong .... wemma Schäbisch koa.

Der Film ist allerdings kein Beitrag zur Filmgeschichte.
Cineasten sollten nur reingehen, wenn sie sich mal entspannen wollen - ohne weitere Ansprüche an geistreiche Unterhaltung. Vergnüglicher Klamauk ...

Geli · 04.10.2012

ich finde den Film herzerfrischend, okay schwäbisch sollte man ein bißchen verstehen, ansonsten versteht man unter Umständen nur Bahnhof..lach..Grüßle von einer echten Schwäbin :-)

Christa Müller · 10.09.2012

Mir hat der Film von Anfang bis Ende sehr gut gefallen. Ganz besonders weil im Dialekt gesprochen. Die Mehrzahl der Menschen in Deutschland spricht Dialekt und viel zu viele Filme sind auf Hochdeutsch gedreht, das entspricht nicht der Realität. Das Schlußlied war noch ein Sahnehäubchen obendrauf.

Ingeborg Hölzle · 31.08.2012

A bissle langatmig, aber ich hab mich trotzdem köstlich amüsiert und vor mich hingekichert.
Allerdings kommt ca 14 mal "Scheissdreck" vor, das isch selbscht uns Schwoba zuviel!

Elke Hoffmann · 30.08.2012

Oifach schee!
Ich hatte bei diesem Film richtig viel Spaß und kann ihn nur empfehlen.
Die Gags sind vielleicht a bissle schwäbisch-derb, aber so isch's halt em Ländle...

Norbert Lang · 25.08.2012

Eine eher langweilige Kömödie, die sich deutlich an den bajuwarischen Filmen dieser Art anlehnt. Die Geschichte die eigentlich genug Stoff für eine typische Provinzklamotte bietet wird gemächlich, also schwäbisch erzählt. Die Witze sind weder neu noch sonderlich originell. Das Ensemble spielt nett und gibt sich alle Mühe aber die 89 Minuten werden am Ende doch relativ lang.