Die Brücken am Fluss

Eine Filmkritik von Marie Anderson

Montag, 23. Juni 2014, MDR, 23:40 Uhr

Als 1995 Die Brücken am Fluss nach dem erfolgreichen Debüt-Roman von Robert James Waller erschien, bei dem Clint Eastwood neben der damals für einen Oscar nominierten Meryl Streep auch die Hauptrolle übernahm, ging ein überraschtes Raunen durch die Filmwelten: Eine derart zarte, geradezu gemächliche und berührende Liebesgeschichte hatte man ihm wohl weder als Regisseur, noch als Darsteller zugetraut.
Erst nach dem Tod ihrer Mutter Francesca (Meryl Streep) erfahren Carolyn (Annie Corley) und Michael Johnson (Victor Slezak) aus ihren Tagebüchern, dass diese einst während der Abwesenheit ihres Mannes Richard (Jim Haynie) und ihrer Kinder ein paar Tage wohlig in Gesellschaft des Fotografen Robert Kincaid (Clint Eastwood) verbrachte, der durch die ländliche Region Iowas zog, um ihre typischen Brücken abzulichten, und dass es diese bedeutsame Begegnung war, die ihren letzten Wunsch inspirierte, ihre Asche von der Roseman Bridge streuen zu lassen. In Rückblicken eröffnet sich eine gleichermaßen sanfte wie intensive Zeit einer innigen Annäherung zweier Menschen, die sich als Seelenverwandte erkennen und ihrem im Grunde einsamen Leben damit den bittersüßen Zauber einer nachhaltigen, unerfüllten Sehnsucht abtrotzen.

Wärme, Geruhsamkeit und achtsame Zärtlichkeit bilden den Modus der Bewegungen, die sich in diesem heißen Sommer in Madison County zwischen Francesca und Robert ereignen, die als vermeintlich Fremde aufeinandertreffen und gemeinsam die urigen, überdachten Brücken besichtigen, deren charismatische Atmosphäre den Geist ihrer Verbindung flankiert. Reichlich Zeit und Raum gewährt Regisseur Clint Eastwood seinen Figuren für die Entfaltung einer Beziehung, dessen Kraft künftig in Abwesenheit und Verborgenheit wirken muss, wobei die Option, schlichtweg zusammenzubleiben, dramaturgisch früh ausgeschlossen wird. Darin besteht die schwelende Melancholie diese berührenden Filmes, der eben nicht leichtgängig mit Möglichkeiten spielt, sondern geradlinig jene besonderen Momente im Leben zelebriert, „wo man am schmerzlichsten Nie sagt“ (Paul Celan).

Die Brücken am Fluss

Er ist ein Urgestein des Kinos, der US-amerikanische Schauspieler und Filmschaffende Clint Eastwood, der sich längst vom vorherrschenden Image des coolen (Western-)Helden emanzipiert hat und selbst mit 84 Jahren noch als Regisseur aktiv ist: Kürzlich feierte sein neuster Spielfilm „Jersey Boys“ beim Sidney Film Festival Premiere und für 2015 ist bereits „American Sniper“ als sein nächstes Werk angekündigt.
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