Der große Leichtsinn – The Big Easy

Eine Filmkritik von Marie Anderson

Er stammt aus einer Polizistenfamilie, ist selbst einer geworden und setzt damit auch die korrupten Traditionen seiner Sippe und Zunft im leichtgängigen, doch brodelnden kriminellen Mikrokosmos von New Orleans gedankenlos fort: Detective Remy McSwain (Dennis Quaid) ist ein smarter Sonnyboy mit kräftigem Anklang bei der Damenwelt, herzlichen Beziehungen zu seiner verwitweten Mutter (Grace Zabriskie) und seinem jüngeren Bruder Bobby (Tom O’Brien), dessen Studium er sponsort, sowie loyalen, stabilen Bindungen zu seinen Kollegen. Dass hier ein reger Fluss von einträglichen Korruptionsgeldern von der lokalen Gangsterszene in den so deklarierten Witwen- und Waisenfonds der Polizei herrscht, der einvernehmlich unter den Beamten aufgeteilt wird, gehört sozusagen zum großzügigen Lebensstil von „The Big Easy“, wie New Orleans liebevoll bezeichnet wird.

Die regelmäßig rund laufenden, eingespielten Verhältnisse ändern sich abrupt, als die Spuren in einem Mordfall, den Remy untersucht, auf eine starke Involvierung seitens der örtlichen Polizei hinweisen. Mit der so akribischen wie attraktiven Staatsanwältin Anne Osborne (Ellen Barkin) trifft nun eine aufmerksame Kontrollinstanz in New Orleans ein, die zunächst verdeckt auf die Abgründe der Polizeikorruption angesetzt wird. Angesichts der aparten Erscheinung Annes schaltet Remy sogleich in seinen offensiven, schier unwiderstehlichen Verführungsmodus, doch die Staatsanwältin ist trotz temporärer menschlicher Schwächen eine unerbittliche Verfechterin der konventionellen Moral, und bei knisternder Annäherung zwischen den beiden gelingt es der ausgekochten Anne doch, Remy eine Falle zu stellen und ihn wegen Korruption anzuklagen …

Aus dem Jahre 1986 stammt diese stimmungsvolle, rasante Krimi-Romanze von Jim McBride im äußerst ansprechend gezeichneten Milieu des urbanen New Orleans und mit charmantem Einschlag der Cajun-Kultur, deren sehnsuchtsvolle Klänge den trefflich sympathisch inszenierten, prägnanten Charakteren beigesellt sind. Der große Leichtsinn – The Big Easy stellt zuvorderst einen emotional berührenden, großartig gespielten Ensemble-Film mit reichlich drastischen Entwicklungen der Protagonisten dar, die vor dem Hintergrund moralischer Fragestellungen zur Höchstform auflaufen und den Zuschauer treffsicher mit ihrer aufregenden Ambivalenz verführen. Darsteller Dennis Quaid, der trotz erfolgreicher Karriere allzu häufig im Morast von deutlich unterfordernden Rollen watete, zeigt hier souverän die schillernden Facetten seines Talents und bezaubert auch mit seinem reizenden kleinen musikalischen Intermezzo letztlich nicht nur seine Filmpartnerin Ellen Barkin, ebenfalls eindrucksvoll überzeugend, sondern avancierte damit auch – zumindest kurzzeitig – zum Frauenschwarm der Branche, die ihn jedoch in der Folgezeit leider viel zu selten in anspruchsvollen Rollen mit dieser Funktion einsetzte.
 

Der große Leichtsinn – The Big Easy

Er stammt aus einer Polizistenfamilie, ist selbst einer geworden und setzt damit auch die korrupten Traditionen seiner Sippe und Zunft im leichtgängigen, doch brodelnden kriminellen Mikrokosmos von New Orleans gedankenlos fort:

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