Das Leben, das ich immer wollte

Eine Filmkritik von Joachim Kurz

Eine Liebe zwischen den Zeiten

Es steht außer Frage, dass die Liebe in all ihren Spielarten, all ihren Beschränkungen und Verheißungen das große Thema des italienischen Regisseurs Giuseppe Piccioni sind. Ob in Nicht von dieser Welt / Fuori dal Mondo (1999) oder in Licht meiner Augen / Luce dei miei Occhi (2001) oder in seinem neuen Film Das Leben, das ich immer wollte / La vita che vorrei, stets atmen die Filme den Geist der Romantik und wirken in ihrem Gefühlsüberschwang und ihrem Hang zum Melodram für den nordeuropäischen Betrachter beinahe schwülstig. In seinem neuesten Film aber legt Piccioni zugleich eine ebenso radikale wie verblüffende Analyse unsere Bindungsarmut und Beziehungsunfähigkeit auf, die trotz aller Bitterkeit ein hoffnungsvolles Ende ermöglicht – zumindest für diejenigen, die sich darauf einlassen mögen.
Bei den Besetzungsproben zu einem opulenten Historienschinken, der im 18. Jahrhundert spielt, kommen sich die junge, aufstrebende Aktrice Laura (Sandra Ceccarelli) und ihr bereits etablierter Kollege Stefano (Luigi Lo Cascio) nahe. Umso besser, dass Laura schließlich die Rolle an Stefanos Seite bekommt, denn die beiden sind nicht nur ein Traumpaar, sondern zudem noch einander zugetan. Doch die Balance zwischen Film und Wirklichkeit, gespielten Gefühlen und wahren Emotionen ist gar nicht so einfach, und bald schon wissen Laura und Stefano nicht mehr, in welchen Momenten sie nur spielen und in welchen sie wirklich das sind, was sie darstellen. Vor allem Stefano ist mehr als verwirrt, denn Lauras Leidenschaft lässt nicht nur sein Herz entflammen, sondern verzückt das ganze Team. Und so geht es hin und her zwischen den beiden, bis sie schließlich an den Punkt kommen, an dem sie sich entscheiden müssen, ob sie ihrer Liebe im echten Leben eine Chance geben wollen oder ob das unmöglich ist…

Parallel erzählt Giuseppe Piccioni zwei Liebesgeschichten aus verschiedenen Jahrhunderten, die eine real (oder vielleicht doch nicht?), die andere fiktiv oder auch nicht. Und dieser verblüffende, weil verblüffend einfache Kunstgriff gibt dem Film genau jenen Dreh, der ihn davor bewahrt, schnell als weiterer Liebesfilm abgetan und vergessen zu werden. Erstaunlich ist dabei vor allem Piccionis Erkenntnis, dass es in früheren Zeiten zwar prüder und verdruckster, aber im Vergleich zu heute auch ehrlicher und authentischer zuging, wenn Gefühle ins Spiel kamen. Was bleibt, ist die Erkenntnis, dass zwar früher alles – oder zumindest das Liebeswerben – bedeutend einfacher war als in unseren Zeiten, doch das Leben findet eben heute statt und muss dementsprechend auch in der Gegenwart bewältigt wird. Nicht schlecht, das wieder einmal gesagt zu bekommen – zumal auf so charmante und anregende, bisweilen aber etwas langatmige Weise. Ein Film für Romantiker, falls es noch welche geben sollte.

Das Leben, das ich immer wollte

Es steht außer Frage, dass die Liebe in all ihren Spielarten, all ihren Beschränkungen und Verheißungen das große Thema des italienischen Regisseurs Giuseppe Piccioni sind.
  • Trailer
  • Bilder

Meinungen

· 19.10.2006

ein unvergesslicher Film über die liebe