Das hält kein Jahr..!

Eine Filmkritik von Florian Koch

Ehe mit Hindernissen

Umfragen belegen, dass unter jungen Leuten zunehmend das Heiratsfieber ausbricht. Es verwundert daher nicht, dass zielgruppengerechte Komödien, die sich mit dem Thema auseinandersetzen, erstaunliche Erfolge feiern. Aber während die meisten US-Filme wie Hangover oder Brautalarm ihren zumeist derben Witz aus Junggesellenabschieden oder anderen Hochzeitsvorbereitungen ziehen, wagt das britische Pendant Das hält kein Jahr..! einen originelleren Ansatz. Hier steht die Heirat, das scheinbare „Happy End“, am Anfang der Geschichte, während sich zunehmend herauskristallisiert, dass das Brautpaar vielleicht doch nicht füreinander bestimmt ist.
Eigentlich kennen sich Josh (Rafe Spall) und Nat (Rose Byrne) erst seit kurzem, dennoch beschließen sie gegen den Rat ihrer Freunde zu heiraten. Zwei Monate später scheint sich die Skepsis zu bestätigen. Denn Josh und Nat suchen bereits eine Paartherapeutin (Olivia Colman) auf, um ihre in Scherben liegende Ehe zu retten. Wer die Beziehungsbemühungen der beiden noch erschwert sind Joshs anhängliche Ex-Freundin Chloe (Anna Faris) und Nats neuer Klient, der smarte US-Amerikaner Guy (Simon Baker), die sich immer mehr in ihr Leben drängen.

Hinter Das hält kein Jahr..! steht die Idee, frech-ironisch mit den Mechanismen gängiger romantischer Komödien zu spielen. Dass dabei nicht nur der Schauplatz, das Milieu und Figuren wie Joshs nerdig-obszöner Kumpel Danny (Stephen Merchant) an Brit-Hits wie Notting Hill und Tatsächlich…Liebe erinnern, hat einen Grund. Denn hinter Das hält kein Jahr..! steckt die Produktionsfirma Working Title, die für diese charmanten, häufig mit Hugh Grant besetzten Filme verantwortlich war. Warum Das hält kein Jahr..! trotz seinem trockenen britischen Humor und manch amüsanter Situationskomik auch an derbere, ordinärere Filme aus den USA erinnert, liegt am Autor und Regisseur Dan Mazer. Der ist zwar gebürtiger Londoner, wurde aber für seine provokanten Drehbücher zu den Sacha-Baron-Cohen-Filmen Borat, Brüno und zuletzt Der Diktator bekannt. Und auch wenn Mazer in seinem Regiedebüt Das hält kein Jahr..! ohne den polarisierenden Verkleidungskünstler auskommt, so blitzt sein Sinn fürs Grobe doch öfter durch, was seiner Komödie nicht immer gut bekommt.

Wie bei Mazer nicht anders zu erwarten, zielt die Mehrzahl der Witze deutlich unter die Gürtellinie. So wird Chloe mit den Tücken eines nicht ganz so flotten Dreiers konfrontiert, während ein digitaler Fotorahmen als Weihnachtsgeschenk dank verschiedener Stellungswechsel eher sinnlich als besinnlich wirkt. Diese primitiven Gags, zu denen auch Dannys „Brautjungfern vernaschen“-Hochzeitsrede zählt, erfüllen durchaus ihren Schenkelklopfer-Zweck, beißen sich aber mit der zumeist harmloseren, gedämpfteren Stimmung des Films.

Der unrunde Tonfall von Das hält kein Jahr..! deckt sich mit der unglaubwürdigen Figurenkonstellation. So ist niemals nachvollziehbar, warum Nat, eine kühle, auf Äußeres wertlegende PR-Frau mit dem gemütlichen Couch-Potatoe-Schriftsteller Josh überhaupt zusammen sein will. Und auch wenn sich Mazer mit dieser Antithese einer romantischen Beziehung über voreilig geschlossene Ehen lustig machen will, hat er das Problem, dass der Zuschauer nie mit seinen gegensätzlichen Hauptfiguren mitfiebert oder mitleidet.

An diesem Mangel an Spannung sind auch Guy und Chloe schuld. Viel zu früh macht der Film klar, dass Nat eigentlich perfekt zu diesem gut aussehenden, etwas oberflächlichen Businessmann passt, während es für Josh eigentlich keinen Grund gibt, sich nicht wieder mit seiner liebevoll-naiven Weltenretterinnen-Ex zu versöhnen. Warum Das hält kein Jahr..! trotz dieser Vorhersehbarkeit dennoch besser funktioniert als der US-Komödien-Durchschnitt, liegt an der spielfreudigen Besetzung.

Rose Byrne variiert ihren Typus aus Brautalarm marginal, schafft es aber, das Beste aus einer oberflächlich gezeichneten, wenig sympathischen Frauenfigur herauszuholen. Auch Nachwuchstalent Rafe Spall spielt die leicht träge Stoffeligkeit seines Charakters überzeugend aus, bleibt aber dennoch etwas blass im Vergleich zu den furiosen Nebendarstellern. Herauszuheben sind Minnie Driver und Jason Flemyng als befreundetes Ehepaar, das sich eigentlich nur noch in herrlich fiesen Beleidigungen gefällt. Und auch der bebrillte, glubschäugige The Office-Star Stephen Merchant hat in seinen Kurzauftritten ähnlich wie Rhys Ifans in Notting Hill die Lacher auf seiner Seite.

Von der exzellenten Schauspielführung und einigen brillant getimten Gags  — wie zwei Tauben, die ein intimes Gespräch von Guy und Nat empfindlich stören  — einmal abgesehen, merkt man Dan Mazer an, dass er hier zum ersten Mal hinter der Kamera steht. Viele Szenen seiner Komödie wirken wie Segmente aus einer Sitcom, die lediglich von einem dünnen Plot zusammengehalten werden. Ein Umstand, den der holprige Schnitt noch verstärkt. Immerhin wird der Zuschauer neben vielen Lachern auch mit einem Schluss versöhnt, der vielleicht die skurrilste Bahnhofszene der Filmgeschichte darstellt.

Das hält kein Jahr..!

Umfragen belegen, dass unter jungen Leuten zunehmend das Heiratsfieber ausbricht. Es verwundert daher nicht, dass zielgruppengerechte Komödien, die sich mit dem Thema auseinandersetzen, erstaunliche Erfolge feiern. Aber während die meisten US-Filme wie „Hangover“ oder „Brautalarm“ ihren zumeist derben Witz aus Junggesellenabschieden oder anderen Hochzeitsvorbereitungen ziehen, wagt das britische Pendant „Das hält kein Jahr..!“ einen originelleren Ansatz.
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