Da geht noch was (2013)

Eine Filmkritik von Sophie Charlotte Rieger

Das Ideal von Vater-Mutter-Kind

Nichts ist so harmonisch und dabei so schön anzusehen, wie eine Werbefamilie. Nett adrett gekleidet präsentiert sich das heteronorme Ideal jeden Tag mehrfach auf unseren Mattscheiben. Dagegen kann die eigene Familie nur wie ein zerrütteter Haufen Irrer erscheinen. So geht es auch dem Protagonisten von Da geht noch was. Es ist also kein Wunder, dass Conrad (Florian David Fitz) ausgerechnet einen Beruf in der Werbung wählt. In seinem Streben nach der „perfekten Familie“ verliert er jedoch seine Eltern wie auch seinen Sohn vollkommen aus den Augen.

Wenn wir den gut gekleideten Yuppie auf der Bodenplatte seines zukünftigen Designer-Hauses stehen sehen, zweifeln wir keine Sekunde daran, dass ihn der Film zunächst ins Chaos stürzen wird, um ihn schließlich hinsichtlich seines Wertesystems eines besseren zu belehren. Und genauso kommt es auch. Beim jährlichen Pflichtbesuch erfährt Conrad, dass seine Eltern sich getrennt haben. Widerwillig sucht er für einen Botengang der Mutter seinen Vater Carl (Henry Hübchen) auf, gegen den sich seit jeher Conrads Frustration über die angeblich dysfunktionalen Familienverhältnisse richtet. Aber dann – auch hier sind wir kaum überrascht – verunglückt Carl und muss von Conrad und dessen Sohn Jonas (Marius Haas) gepflegt werden. Während die drei Männer also unfreiwillig gemeinsam festsitzen, lernen sie sich von einer neuen Seite kennen, agieren alte und neue Konflikte aus, um sich schließlich auf einer neuen Ebene zu begegnen.

Auch wenn es neben Helene noch zwei weitere weibliche Figuren in der Geschichte gibt, Conrads Frau Tamara (Thekla Reuten) und das Nachbarsmädchen Kim (Jamie Bick), stehen die Männer, insbesondere in ihrer Rolle als Väter und Söhne, klar im Fokus von Da geht noch was!. Ohne es zu merken, tritt Conrad seinem Jonas mit derselben Distanz, wenn nicht gar Ignoranz gegenüber, die er an seinem Vater stets bemängelt hat. Dabei geht Regisseur Holger Haase jedoch glücklicherweise sehr subtil vor, so dass diese moralische Spiegelung des väterlichen Verhaltens nicht mit dem Holzhammer verabreicht wird. Grundsätzlich geht der Film mit seinen Charakteren liebevoll um und das Drehbuch von Jens-Frederik Otto und Hauptdarsteller Florian David Fitz bemüht sich, alle zentralen Figuren nicht nur mit einer Funktion, sondern auch mit einer Persönlichkeit auszustatten. Das gelingt jedoch nur teilweise. Die weiblichen Figuren, insbesondere Tamara und Kim, werden in dieser Hinsicht stiefmütterlich behandelt und wirken in der Konsequenz hysterisch und unberechenbar.

Florian David Fitz kann als Vater nicht zu hundert Prozent überzeugen und das ist auch gut so. Die Aura des Frauenschwarms und Schönlings kommt ihm hier in seiner Rolle des materialistischen Yuppies entgegen und verleiht seiner Darstellung Überzeugungskraft. Nur die Annäherung an seinen Sohn ist dementsprechend weniger glaubwürdig. Statt eine familiäre Dynamik zu entwickeln, wirken Conrad und Jonas auch in ihren intimeren Momenten eher wie gute Freunde. Henry Hübchen hingegen verkörpert seine Rolle mit Haut und Haar. Der grummelige Unsympath zu Beginn des Films steht ihm ebenso gut wie der geläuterte Vater bzw. Opa im weiteren Verlauf der Geschichte. Der Humor des Konzepts lebt zu großen Teilen von seiner Schauspielleistung.

Was als locker leichte deutsche Komödie beginnt, entwickelt mehr und mehr Tragik. Die Musikuntermalung gibt in der letzten Viertelstunde noch einmal alles, um dem Kinozuschauer wenigstens noch eine einzige Träne abzuringen. Unsere Rührung macht schließlich jedoch der Wehmut darüber Platz, dass der Film um jeden Preis mit eben der Illusion von heiler Welt enden möchte, die er anfänglich zu dekonstruieren versucht. Statt uns mit der Botschaft zu beruhigen, dass eben keine Familie perfekt ist, versorgt uns Da geht noch was! schließlich mit einer weiteren Harmonieillusion. Was bleibt ist die antikapitalistische Moral: Conrad muss sein Wertesystem überdenken, denn Geld macht nicht glücklich, während eine funktionale heteronorme Familie – Vater, Mutter, Kind — die Erfüllung eines jeden Menschen darstellt. In dieser Botschaft nimmt sich der Film überraschend konservativ aus.

Es darf nun aber nicht der Eindruck entstehen, Da geht noch was! sei ein schlechter Film. Der Humor des Konzepts funktioniert an vielen Stellen und trotz des grundsätzlich vorhersehbaren Verlaufs entwickelt die Geschichte ausreichend Spannung, um uns ein durchschnittlich unterhaltsames Filmerlebnis zu bescheren. So richtig beschwingt gehen wir dann aber eben doch nicht aus dem Kino. Vermutlich deshalb, weil wir wieder einmal damit beschäftigt sind, dass unsere eigene Familie im Vergleich mit dem filmischen Idealbild den Kürzeren zieht.
 

Da geht noch was (2013)

Nichts ist so harmonisch und dabei so schön anzusehen, wie eine Werbefamilie. Nett adrett gekleidet präsentiert sich das heteronorme Ideal jeden Tag mehrfach auf unseren Mattscheiben. Dagegen kann die eigene Familie nur wie ein zerrütteter Haufen Irrer erscheinen. So geht es auch dem Protagonisten von „Da geht noch was“. Es ist also kein Wunder, dass Conrad (Florian David Fitz) ausgerechnet einen Beruf in der Werbung wählt.

  • Trailer
  • Bilder

Meinungen

strolchi · 30.09.2013

Ich hab' mir grad den Film "Da geht noch was" mit Florian David Fitz und Henry Hübchen angeschaut. Und der Film war sehr lustig und unkompliziert - eben wie aus dem richtigen Leben!!!!!!!!!
Ich hab' sehr viel gelacht in dem Film!!
Das ist halt ein Film, der in Bayern gedreht wurde mit bayer. Schauspielern und dem typischen "Leben" in Bayern. Kann ich schon verstehen, dass in diesen Film "Nichtbayern" nicht unbedingt ins Kino gehen!! Die können sich schlecht in die bayer. Mentalität reinversetzen!!!
Deswegen läuft der Film im Parkkino leider nur noch morgen!!!
Sehr schade!!!