Continuity

Eine Filmkritik von Beatrice Behn

Kontinuität ist was für Weicheier

Phillipe Mora mag nur den wenigsten ein Begriff sein, dabei ist dieser Mann, der dem Schauspieler Peter Lorre unglaublich ähnlich sieht, ein sehr spannender Charakter. Als Kind einer jüdisch-französischen Familie, die nach Australien immigrierte, lernte er bei seinen künstlerisch hochbegabten Eltern alles über Kunst. Als er in den 60ern nach London ging, wohnte er lange Zeit in einer Künstlerkommune, teilte sich ein Zimmer mit Eric Clapton und widmete sich der Malerei und Filmkunst. Seine Filme und Malereien wurden innerhalb der Kunstszene alsbald hoch angesehen.
Mora gilt seitdem als einer der großen und gleichsam verrückten Avangardisten. Das hat sich auch im Alter nicht geändert, sein neues Werk Continuity trieb locker die Hälfte der Zuschauer vorzeitig und Kopf schüttelnd aus dem Kinosaal. Die andere Hälfte ließ sich durch einen Film treiben, der sie entweder in seinen Bann zog oder sie abwies, jedoch nicht ohne trotzdem mit seiner kruden Art zu faszinieren.

Der Film ist in seiner Art zweigeteilt: Einerseits gibt es so etwas wie eine klassische Erzählung, andererseits wird diese permanent gebrochen, verdreht und dekonstruiert und so entsteht ein ganz anderes Werk, welches mit dem üblichen Kino nicht mehr allzu viel zu tun hat.

Die klassische Erzählung ist eine recht verrückte Geschichte um einen Agenten „Peter Lorre“ (von Phillipe Mora selbst gespielt), der im Auftrag einer Agentur und der Regierung Zeitreisen unternimmt. Dabei gibt es zwei große Themengebiete, die er erforschen soll: Zum einen die Frage, ob es Gott wirklich gibt, zum anderen soll er sich im Berlin der 30er Jahre auf die Suche nach Albert Einstein machen. Das Zeitreisen funktioniert dabei durch reine Willenskraft und das Anwenden eines tibetanischen Gebetes. Lorre selbst hat allerdings Probleme beim „Beamen“. Er landet zwar immer in Berlin, leider aber nie in den 30ern, sondern immer im Jahr 2009.

Das war es dann aber auch schon mit erklärbaren, geradlinigen Strukturen des Filmes, denn eigentlich geht es in Continuity um etwas ganz Anderes. Wie der Name des Filmes schon sagt, erforscht und dekonstruiert Mora hier vor allem ein filmisches Konstrukt: das so genannte Continuity Editing, also das Schneiden eines Filmes in einer Art und Reihenfolge, die geradlinig ist und Sinn macht. Dazu gehört vor allem, dass Zeit und Raum kontinuierlich sind und es keine unerklärten Sprünge in der Handlung gibt.

Genau darauf will Moras Metapher des Zeitreisens hinaus. So wie er, zumeist falsch, durch Zeit und Raum springt, so tut es auch sein Film. Dabei geht er manchmal grobmotorisch wie ein Schlachter vor, so dass der Bruch ganz eindeutig wird, manchmal aber ist er dabei so subtil, dass das Gehirn des Zuschauers die eigentliche Absurdität der Bilder einfach absorbiert und irgendwie in die Geschichte einzubauen versucht.

Das kann unglaublich anstrengend sein oder viel Spaß machen. Letzteres setzt allerdings einiges an historischem, geographischem und filmischem Wissen voraus: Moras Film schließt damit, wie es die Avantgarde ja gern tut, auch viele Menschen aus. Das Gute ist jedoch, dass sich der Künstler dabei keinesfalls allzu Ernst nimmt. Und auch dem Publikum gönnt er ab und an eine Verschnaufpause von seiner Gehirnmassage – es gibt zwischendurch wunderbar absurde Musicalnummern, zum Beispiel über „Brüste, die die menschliche Historie veränderten“.

Continuity

Phillipe Mora mag nur den wenigsten ein Begriff sein, dabei ist dieser Mann, der dem Schauspieler Peter Lorre unglaublich ähnlich sieht, ein sehr spannender Charakter. Als Kind einer jüdisch-französischen Familie, die nach Australien immigrierte, lernte er bei seinen künstlerisch hochbegabten Eltern alles über Kunst. Als er in den 60ern nach London ging, wohnte er lange Zeit in einer Künstlerkommune, teilte sich ein Zimmer mit Eric Clapton und widmete sich der Malerei und Filmkunst.
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