Cheyenne

Eine Filmkritik von Marie Anderson

Sonntag, 7. März 2010, ARTE, 20:15 Uhr

Der US-amerikanische Regisseur John Ford (1894-1973) hat in seinem schaffensreichen Leben über 140 Filme inszeniert und gilt als einer der bedeutsamsten Vertreter des Western-Genres. Cheyenne aus dem Jahre 1964 stellt seine letzte Arbeit auf diesem Territorium dar, und dieser Film wirkt wie eine durchaus auch selbstkritische Reflexion der Beschäftigung mit dem Themenkomplex der Native Americans. Anders als in seinen vorherigen Western (Ringo / Stagecoach, 1939, Faustrecht der Prärie / My Darling Clementine, 1946, Rio Grande, 1950, Der schwarze Falke / The Seachers, 1956), in denen ihnen überwiegend ihre mit den gängigen Klischees beladene, marginalisierte Rolle zugewiesen wurde, rückt hier das Leiden der Ureinwohner Nordamerikas als Opfer von Vertreibung, Repression und Völkermord in den Fokus.
Im Herbst des Jahres 1878: Waren es anfangs noch ein paar Tausend Cheyenne, die nach der Niederlage im Kampf gegen die Siedler und die Truppen der Armee der Vereinigten Staaten von Amerika in ein unwirtliches Reservat im so genannten Indian Territory in Oklahoma zwangsumgesiedelt wurden, sind es nach kurzer Zeit nur noch 286 Überlebende. In dem Bewusstsein, dass der bevorstehende Winter in dieser kargen Gegend den sicheren Tod bedeuten würde, beschließt der erschöpfte Rest des Stammes, in seine Heimat Yellowstone zurückzukehren. Doch die Flucht der Männer, Frauen und Kinder aus dem Reservat wird bald von der Armee unter dem Kommando von Captain Thomas Archer (Richard Widmark) verfolgt, der allerdings nur widerwillig seinen inhumanen Befehlen folgt, die Cheyenne einzufangen oder zu töten, die hier verzweifelt um ihr Überleben kämpfen …

Seinerzeit für einen Oscar für die Beste Kamera von William H. Clothier sowie einen Golden Globe für Gilbert Roland als Besten Nebendarsteller nominiert und mit dem Western Heritage Award ausgezeichnet stellt Cheyenne einen bitteren Abgesang auf die Ausrottung eines Volkes dar, dessen Aufbäumen gegen die unbarmherzige Übermacht der Pioniere in seiner Verzweiflung und Vergeblichkeit bewegend dargestellt wird. Die damit verbundene Anklage der historischen Verbrechen jener Zeiten an den Native Americans bildet einerseits einen reflektierenden Kontrast zu den vorangegangenen stereotypen Western John Fords, wird andererseits aber durch den vermeintlich versöhnlichen Schluss ein wenig relativiert. Dennoch markiert dieser Western einen frühen filmischen Wandel in der entmythologisierenden Wahrnehmung des so bezeichneten Wilden Westens, der das geschichtliche Grauen der subalternisierten Menschen dieser Epoche eindrucksvoll transportiert.

Cheyenne

Der US-amerikanische Regisseur John Ford (1894-1973) hat in seinem schaffensreichen Leben über 140 Filme inszeniert und gilt als einer der bedeutsamsten Vertreter des Western-Genres.
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