Can Baz – „Derjenige, der mit seinem Leben spielt“

Eine Filmkritik von Joachim Kurz

Das andere Leben in Beyoglu

Beyoglu ist einer der prickelndsten Stadtteile Istanbuls, das Herzstück des modernen, westlich orientierten Gesichts der Metropole am Bosporus. Hier findet unter anderemn das Nachtleben Istanbuls statt, hier finden sich Bars, Kneipen und Discotheken in großer Anzahl neben schicken Geschäften und großen Kaufhäusern, die entlang der İstiklâl Caddesi, der Istiklal Straße, aufgereiht sind. Hier spielt Can Baz – „Derjenge, der mit seinem Leben spielt“, eine ungewöhnliche Dokumentation, in der die in Berlin lebende Regisseurin Özay Sahin die Begegnung zwischen den Straßenmusikanten der Gruppe „Siya Siyabend“ und dem Straßenkind Hasan schildert. In einer unglaublich direkt wirkenden Mischung aus Dokumentation und Inszeniertem entsteht so ein Eindruck des anderen, alternativen Lebens im Stadtteil von Beyoglu. Um näher dran zu sein an den Musikern, deren Texte sehr lebensnah und aus dem sehr säkularen Geist des Alevitentums gespeist sind, schließt sich die Regisseurin der Gruppe an und tritt mit ihnen als Jongleurin auf, bis sie eines Tages Hasan begegnen, einem Jungen, der auf der Straße lebt und Klebstoff schnüffelt. Hasan ist „derjenige, der mit seinem Leben spielt“. Mit der Zeit entwickelt sich ein enges Verhältnis zwischen den Musikern von Siya Siyabend und dem Straßenkid, eine Freundschaft, die sich aus ähnlichen Erfahrungen und Wurzeln nährt und die doch nur eine kurze Episode des Lebens ist.
Jeder Film hat ein Anfang und ein Ende“, so schreibt Özay Sahin im Presseheft zu ihrem Film. Und weiter: „Vielleicht hat auch Can Baz ein Anfang und ein Ende. Aber ich fand, dass Can Baz in Beyoglu auf der Istiklal Straße spielte – schon bevor der Film anlief.“ Özay Sahin hat Recht. Und mehr noch: Der Film geht auch nach dem Film noch weiter: Ein Jahr nach dem Entstehen der Aufnahmen zu Can Baz – „Derjenige, der mit seinem Leben spielt“ wurde Hasan wegen Raubes verhaftet, verurteilt und ins Gefängnis gesteckt. Und so kommt es, dass er, die eigentliche Hauptfigur dieses sehr direkten Filmes, das Werk, das sein hartes Leben beschreibt, bis zum heutigen Tage nicht gesehen hat. Möge es ihm gut gehen auf seinem Weg!

Can Baz – „Derjenige, der mit seinem Leben spielt“

Beyoglu ist einer der prickelndsten Stadtteile Istanbuls, das Herzstück des modernen, westlich orientierten Gesichts der Metropole am Bosporus.
  • Trailer
  • Bilder

Meinungen

inkognito · 17.11.2006

ergreifend....poetisch....direkt.....ein dokumentarfilm der besonderen art...!

baris · 08.11.2006

ohne wenn und aber sehr gut.