Brötzmann - Da gehört die Welt mal mir

Eine Filmkritik von Beatrice Behn

Ein Mann im Wald

In den 90er Jahren war die Noise-Formation „Caspar Brötzmann Massaker“ Kult. Eine ganz neue Art von Musik, ja sogar Kunst konstatierten damals Fans und Kritiker über die sehr eigenwillige Musik, die Caspar Brötzmann mit seinen zwei Begleitern da aufführte. Dann verschwand er plötzlich von der Bildfläche und kehrte erst nach 14 Jahren auf die Bühne zurück. Im Jahr 2010 dann gab Brötzmann wieder ein Konzert, im vollgepackten Berghain Club in Berlin. Rund um dieses einmalige Konzert strukturiert Dokumentarfilmer Uli M. Schüppel seinen Film mit und über Caspar Brötzmann.
Eines soll gleich gesagt werden: Brötzmann — Da gehört die Welt mal mir ist eine Dokumentation, die sich durch ihre Machart eigentlich nur für Fans eignet. Wer nicht weiß, wer Caspar Brötzmann ist und seine Art nicht vergöttert, wird hier einen hochgradig eigenartigen Film vorfinden, zu dem ihm der Zugang wohl verschlossen bleibt. Schüppels Herangehensweise ist keine didaktische, im Gegenteil: Der Regisseur setzt vielmehr voraus, dass man sich mit dem Thema und dem Menschen Brötzmann schon einmal beschäftigt hat. Der Film ist eine Collage aus Ausschnitten des Konzertes von 2010 und von Aufnahmen des Künstlers selbst, der vor dem Hintergrund verschiedener Landschaften vor sich hin sinniert und über sein Leben und seine Arbeit spricht. Und dies tut er auf eine Art und Weise, wie sie (wohl) typisch für ihn ist: metaphorisch, eklektisch, uneindeutig. Die Bilder zeigen ihn im Wald, der Ton bringt ihn zum Sprechen, meist mit Monologen aus dem Off. Bild und Ton sind auf zwei völlig verschiedenen Zeitebenen und verbinden sich miteinander zu einem schon manchmal etwas esoterisch anmutenden Gesamten.

Das Problem des Filmes ist, dass er ohne Vorkenntnis zu einem Dokument wird, in dem ein eigenartig sprechender Mann im Wald sitzt und ab und zu von lauter Musik unterbrochen wird. Das hat natürlich seinen (dadaistischen) Reiz, es bleibt aber die Frage, ob der Zuschauer das auch so sieht oder einfach nur verstört zurückgelassen wird. Und auch Fans werden wohl ein wenig enttäuscht sein, denn einige wichtige Fragen bleiben ungestellt und offen. Kein Wort verliert der Künstler über seinen berühmten Vater und auch die Frage, wo er denn in den 14 Jahren war, in denen er einfach verschwand, bleibt offen. Der Film sperrt sich gegen Fakten jeglicher Art. Stattdessen lässt Schüppel Brötzmann seine Songtexte wie Gedichte vortragen, während er im Wald spaziert. Dies sind die wohl anrührendsten Augenblicke, denn erst hier in der absoluten Stille wird klar, welche poetischen Werke sich hinter den Texten verbergen, die man beim Konzert durch die pure Lautstärke der brachialen Musik eigentlich kaum wahrnimmt.

Brötzmann - Da gehört die Welt mal mir

In den 1990er Jahren war die Noise-Formation „Caspar Brötzmann Massaker“ Kult. Eine ganz neue Art von Musik, ja sogar Kunst konstatierten damals Fans und Kritiker über die sehr eigenwillige Musik, die Caspar Brötzmann mit seinen zwei Begleitern da aufführte. Dann verschwand er plötzlich von der Bildfläche und kehrte erst nach 14 Jahren auf die Bühne zurück.
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