Bödälä - Dance the Rhythm

Eine Filmkritik von Peter Gutting

Wenn der Boden zum Instrument wird

Die Schweizer Mundart überrascht immer wieder mit lautmalenden Wörtern: „Bödelen“ ist der Name für einen urtümlichen Tanz, bei dem man den Boden sozusagen als Instrument benutzt – durch rhythmisches Stampfen. Wer jetzt die Parallele zum Stepptanz zieht, liegt genau richtig. Es gibt eine ganze Reihe von Tanzformen, die sich um das archaisch anmutende Trommeln mit den Füßen gruppieren. Die Schweizer Regisseurin Gitta Gsell stellt sie in einer sinnlichen, assoziativen Dokumentation vor.
Während klassischer Tanz (Rhythm Is It!) und Modern Dance (Tanzträume) im Dokumentarfilm gut vertreten sind, fehlten die volkstümlicheren Formen bislang. Insofern schließt Bödälä – Dance the Rhythm eine gewisse Lücke. Aber nicht darin liegt sein eigentlicher Verdienst, sondern in der Lust an der Bewegung und an der Lebensfreude, die in den stampfenden Tanzformen besonders gut zur Geltung kommt.

Überraschenderweise kannte selbst die aus Zürich stammende Regisseurin das „Bödelen“ nicht, als sie auf eine Stepptanzschule für über 60-Jährige stieß, dadurch neugierig auf weitere percussive Ausdrucksformen wurde und so die Bödelen-Kultur der Innerschweiz entdeckte. Dabei geht es ihr nicht um Trachten und Tradition, sondern um die Energie, die im trotzigen, verspielten oder zärtlichen Bodenkontakt zum Ausdruck kommt. Statt Heimattümelei zu betreiben, verwickelt der Film die traditionellen Varianten des Stampftanzens mit moderneren Formen in einen optischen Dialog.

Insgesamt sind es vier Tänze, die die Montage zu einem Bilderbogen fügt. Der Schweizer Stepptänzer Lukas Weiss führt vor, wie man fast jeden Boden zum Klingen bringt, sei es eine Scheune, ein Stuhl, ein Fass oder der Asphalt. Er erweitert das Stampfen zu einem Gleiten durch den Raum, zur Kommunikation mit anderen Tänzern, zu einer Art Dialog.

Noch sportlicher geht es beim Irish-Dance zu. Sabrina Wüst, die sich als Schweizer Teilnehmerin auf die Weltmeisterschaft in Belfast vorbereitet, springt und wirbelt um die eigene Achse, dass einem schon vom Zuschauen schwindlig werden kann. Hier hat sich ein ursprünglicher Volkstanz zu einem hochakrobatischen Wettbewerb entwickelt.

Ganz anders die langjährige Flamenco-Tänzerin Ania Losinger aus dem Berner Umland. Sie hat die spanische Folklore zu einem fast performancehaften Körper-Klang-Gebilde ausgebaut. Dabei ist der Boden kein „normaler“ Untergrund, sondern ein großes Xylophon, das die Tänzerin mit den Füßen spielt. Auch das also eine Möglichkeit, dem Stampfen und Klopfen immer neue Ausdrucksformen abzuringen.

Regisseurin Gitta Gsell braucht nicht viele Worte, um die Geschichte des Stampfens zu erzählen. Die Gemeinsamkeiten und Unterschiede der vier Tanzformen erklären sich fast ausschließlich durch die Bildsprache. Die wenigen Interviewausschnitte dagegen bleiben den Portraits der Menschen vorbehalten, die hier erzählen, was das Tanzen für sie ganz persönlich bedeutet. Kurze Statements mit einprägsamen Sätzen werden ergänzt durch die Gesichter beim Tanzen, die im Grunde den ganzen Rest der Beweggründe und der Lebenseinstellung schildern. Schließlich geht es beim Tanzen nicht um Worte, sondern um Bewegung. Selbst wenn der Begriff „Bödelen“ so wunderschön beschreibt, was da zu sehen ist.

Bödälä - Dance the Rhythm

Die Schweizer Mundart überrascht immer wieder mit lautmalenden Wörtern: „Bödelen“ ist der Name für einen urtümlichen Tanz, bei dem man den Boden sozusagen als Instrument benutzt – durch rhythmisches Stampfen. Wer jetzt die Parallele zum Stepptanz zieht, liegt genau richtig. Es gibt eine ganze Reihe von Tanzformen, die sich um das archaisch anmutende Trommeln mit den Füßen gruppieren.
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