Blood Diamond

Eine Filmkritik von Joachim Kurz

Krieg und Klunker

Lang, lang ist’s her, dass Marilyn Monroe ungeniert von Diamanten singen konnte, die angeblich „a girl’s best friend“ seien. Die seligen Zeiten der teuren Klunker neigen sich langsam dem Ende zu, wenn man der vermehrten Kritik von Organisationen wie der UNO oder medico international Glauben schenken darf, die vor allem die Art und Weise anprangern, wie Diamanten zur Finanzierung von Bürgerkriegen benutzt werden — die so genannten „Blutdiamanten“. Und nachdem selbst der gute alte Tatort das Thema unlängst für sich entdeckte und die beiden Kölner Kommissare Ballauf und Schenk auf die Jagd nach Profiteuren aus dem Handel mit Blutdiamanten schickte, macht sich nun auch Blood Diamond mit hochkarätiger Starbesetzung daran, die Schurken in diesem schmutzigen Spiel publikumswirksam zu jagen. Immerhin sind es hier Leonardo DiCaprio und Jennifer Connelly, die zwischen die Fronten des Bürgerkrieges in Sierra Leone zu Beginn der neunziger Jahre geraten — ein sicheres Anzeichen dafür, dass man der Thematik ein gewisses Blockbuster-Potenzial zutraut.
Der Ex-Söldner Danny Archer (Leonardo DiCaprio) aus Simbabwe und der Fischer Solomon Vandy (Djimon Hounsou) sind beide Afrikaner, doch außer der gemeinsamen Herkunft verbindet die beiden Männer kaum etwas miteinander. Archer verdient seinen Lebensunterhalt damit, dass er im Schmuggelgeschäft mit den Diamanten unter der Führung des Südafrikaners Colonel Coetzee (Arnold Vosloo) mitmischt – ein Unternehmen, bei dem er leider nicht sonderlich erfolgreich ist, denn Archer landet im Knast. Durch einen Zufall trifft er auf Vandy, der von den Rebellen der Revolutionary United Front verschleppt und zur Arbeit in einer Diamantmine gezwungen wurde. Dort findet Solomon einen riesigen rosafarbenen Diamanten mit hundert Karat und versteckt diesen als Faustpfand am Rande der Mine. Als Archer von dem sensationellen Fund erfährt, sieht er seine Chance gekommen, damit endgültig den Ausstieg aus dem schmutzigen Geschäft mit Diamanten und Waffen zu schaffen. Doch der Fischer hat ganz andere Pläne mit dem kostbaren Stein – er ist für ihn die einzige Chance, seinen verschleppten Sohn Dia (Kagiso Kuypers) zu finden, der mittlerweile zum Kindersoldaten ausgebildet wurde. Unterstützt werden die beiden von der amerikanischen Journalistin Maddy Bowen (Jennifer Connelly), die sich in das Bürgerkriegesgebiet vorgewagt hat, um die Hintergründe des Diamantenhandels aufzudecken. Wie der Zufall es so will, ist Dias Truppe just zur Verteidigung jener Diamantenmine ausersehen worden, in der sein Vater den Stein versteckt hat…

Blood Diamond von Edward Zwick ist ohne Zweifel ein Film mit einem wichtigen Anliegen, und neben allem Star-Tamtam und Action-Gekrache gibt es immer wieder Szenen, die die Leiden der Bevölkerung durch den Bürgerkrieg aufs Eindringlichste verdeutlichen. Doch andererseits geht Blood Diamond in seiner Analyse nicht weit genug und verärgert darüber hinaus mit einer Mixtur aus sattsam bekannten Plotelementen aus Abenteuerfilmen und Klischee beladenen Figurenzeichnungen. Er verortet das Problem in Afrika und belässt es dabei, ohne zu hinterfragen, ob es nicht vor allem die kapitalistische Politik von Angebot und Nachfrage und die mitunter skrupellosen Methoden von Großhändlern aus aller Welt sind, die ein großes Maß an Mitschuld an den Zuständen tragen. Was dem Zuschauer bleibt, ist ein resigniertes Kopfschütteln darüber, wie schlecht es doch in der Welt zugeht. Doch Gott sei Dank gibt es diese Welt voller Gier, Brutalität und unfassbarem menschlichen Leid ja nur im Kino oder weit, weit weg. Nun gut – so mag man einwenden –, solange es dem guten Zweck dient, sind diese Verkürzungen und dramaturgischen Zuspitzungen durchaus im Sinne der Thematik. Trotzdem, das Unbehagen bleibt, auch wenn in diesem Fall am Ende das Gute siegt. Ballauf und Schenk, bitte übernehmen Sie!

Blood Diamond

Lang, lang ist’s her, dass Marilyn Monroe ungeniert von Diamanten singen konnte, die angeblich „a girl’s best friend“ seien.
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Meinungen

Topper · 13.03.2007

Super Leistung vom Leo mehr will ich etz garnet texten

Theo · 29.01.2007

Also mich hat der Film sehr beeindruckt. Zugegen es gibt auch viel action, aber ohne dies ging doch keiner in den Film. Mein Wunsch war immer mal, meiner Frau auch einen Diamanten zu schenken, das werde ich nun lassen. Wie der Film schon preisgibt: "Angebot und Nachfrage."
Dass diese Gewalt noch nicht übergeschwappt ist nach Europa verwundert mich dann doch.

· 29.01.2007

Was sollte es zu prüfen geben?
Ein unglaublich eindrucksvoller Film. Vielleicht kein Genuss, aber DIA...Das Ist Afrika

· 26.01.2007

Was soll das den heißen? Gerade mit dieser Rolle legt er endlich mal sein Titanic Image ab und zeigt, dass er ein hervorragender Schauspieler ist!!

· 25.01.2007

DiCaprio sollte seine Rollen besser prüfen.

· 25.01.2007

Entgegen der Meinung von Pouya muss ich sagen, dass der Film für mich kein besonderer "Genuss" war. Ich würde mir ihn auch nicht unbedingt ein zweites mal ansehen wollen. Das heißt allerdings nicht, dass der Film nicht gut ist. Viele Szenen sind von harter Gewalt geprägt. Das gehört wohl zur realistischen Darstellung des Konflikts, für mich ist das kein "Genuss", sondern Bestandteil der Thematik, den man auch wahrnehmen muss, will man sich mit dem Thema in seiner Breite beschäftigen.

Pouya · 24.01.2007

Während Joachim Kurz die Kurzsichtigkeit dieses Filmes kritisiert und die Verfolgung der Problematik auf einer weltpolitischen Bühne vermisst, frage ich mich ob er sich diesen Film überhaupt aufmerksam angeschaut und vor allem Leonardo DiCaprio zugehört hat.

Gerade der Zusammenhang zwischen Angebot und Nachfrage wird in diesem Film mehr als deutlich vermittelt. Wem das nicht genug ist, der sollte lieber bei der deutschen Version der Aufarbeitung der Problematik beim Diamantenhandel bleiben und Hollywood einfach eine Klasse für sich lassen.

Ein guter Film, den man sich sofort ein zweites mal anschauen kann. Beim Genuß wird man gewiss nicht zu kurz kommen.