Bekenntnisse eines Öko-Terroristen

Eine Filmkritik von Joachim Kurz

Ein Freibeuter der Meere mit einer Mission

Wäre Paul Watson ein wenig jünger und ein wenig anders gekleidet, könnte man ihn für einen jener Piraten halten, die vor einigen Jahrhunderten die sieben Weltmeere unsicher machten. Und irgendwie stimmt das ja auch. Obwohl Watson und seine Mitstreiter von der „Sea Shepherd Conservation Society“ lieber ihre Gegner als Piraten bezeichnen. Denn Watsons Kampf gilt nicht den spanischen Segelschiffen, die Gold und Silber aus den überseeischen Kolonien ins Heimatland verfrachteten. Er geht vielmehr rigoros und mit manchmal durchaus grenzwertigen Methoden gegen ganz andere Halunken vor: Die Flottille seiner „Sea Shepherd Conservation Society“ hat sich den Schutz aller Geschöpfe in den Ozeanen und Meeren rund um den Globus auf die etwas modifizierte Totenkopf-Fahne geschrieben, die seine Schiffe ziert. Walfänger-Flotten, Robbenjäger und Fischer mit Treibnetzen – vor dem wachsamen Auge der selbsternannten „Seehirten“ ist niemand sicher. Und vor ihren Aktionen, bei denen sie verdächtige Schiffe gerne mal rammen oder mit Wasser, faulen Eiern oder Kuchenteig beschießen, sowieso nicht.
Der Regisseur Peter Brown ist ein langjähriger Mitstreiter und Weggenosse Watsons und als solcher bestens mit dem ebenso grimmigen wie lustigen Kapitän vertraut. Das merkt man am lockeren Umgangston, den Brown in seinem Off-Kommentar anschlägt, der zielsicher jede Pointe aufgreift, die sich in dem Thema verbirgt. So lässt sich Brown beispielsweise ausgiebig über die Freiwilligen aus, die auf den Schiffen Dienst tun und bemerkt belustigt, das Gute an den Veganern, die ein Großteil der Crew stellen, sei, dass diese ständig angepisst seien. Das mache sie zu guten Kämpfern. Das ist zwar nicht unbedingt politisch korrekt, tut aber dem Unterhaltungswert des Films über ein eigentlich ernstes Thema sichtlich gut — und macht einfach Spaß.

Andererseits darf man – und das ist der Nachteil der engen Verbindung zwischen dem Filmemacher und dem Porträtierten – nicht allzu viel kritische Nachfragen erwarten. Nach wie vor bezeichnet sich Watson als eines der Gründungsmitglieder von Greenpeace, während die Umweltschutzorganisation selbst nur zugibt, dass Watson ein frühes Mitglied von Greenpeace gewesen sei. Wie auch immer: Fest steht nur, dass Greenpeace dem radikalen Tier- und Umweltschützer Watson bald schon viel zu gemäßigt war. 1977 verließ er die Organisation, die er als „tatenlose Bürokraten“ bezeichnete und führte fortan seinen eigenen Kampf nach seinen eigenen Regeln. Diese beruhen vor allem auf der Strategie der „aggressive non-violence“.

Was sich auf den ersten Blick wie ein unauflösbarer Widerspruch liest, folgt in Wahrheit einer ganz einfachen Formel: Gewalt gegen Sachen ist angemessen, Gewalt gegen Menschen wird ausdrücklich ausgeschlossen. Wobei das bei Vertretern der humanoiden Spezies wie den Robbenjägern, die der Film zeigt, manchmal schon schwer fällt.

Andererseits – und da ist Paul Watson wirklich mit allen Wassern gewaschen – gehört der kreative Umgang mit der Wahrheit und den Medien auch zum Tagesgeschäft der Organisation, die für ihre Aktionen dringend Publicity, um die Öffentlichkeit auf sich aufmerksam zu machen und Gelder einzusammeln, die man für den Kauf und den Unterhalt der Schiffe benötigt.

Bekenntnisse eines Öko-Terroristen ist ein äußerst unterhaltsamer Film über einen Mann, dessen Zähigkeit, Mut und Humor beeindruckend sind. Auch wenn man wie gesagt über das Vorgehen der Seehirten, die sich selbst als eine Art ökologischen Stoßtrupp bezeichnen, geteilter Meinung sein kann: Nach dem Verlassen dieses Films wünscht man sich, es gäbe mehr Menschen, die sich mit so viel Witz und Entschlossenheit für eine gute Sache einsetzen. Die Welt – das kann man jeden Tag aufs Neue in der Zeitung lesen – hätte solche Menschen bitter nötig.

Bekenntnisse eines Öko-Terroristen

Wäre Paul Watson ein wenig jünger und ein wenig anders gekleidet, könnte man ihn für einen jener Piraten halten, die vor einigen Jahrhunderten die sieben Weltmeere unsicher machten. Und irgendwie stimmt das ja auch. Obwohl Watson und seine Mitstreiter von der „Sea Shepherd Conservation Society“ lieber ihre Gegner als Piraten bezeichnen. Denn Watsons Kampf gilt nicht den spanischen Segelschiffen, die Gold und Silber aus den überseeischen Kolonien ins Heimatland verfrachteten.
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Meinungen

Antonietta · 25.12.2011

Durch Jahrzehnte lang andauernden Walfang wurden viele Wal- und Delfinarten an den Rand der Ausrottung gebracht. Auch heute sind diese faszinierenden Meeressäuger immer noch der Bejagung und zusätzlichen Belastungen ausgesetzt. Meeresverschmutzung, durch Boote und Unterwasserbohrungen verursachter Lärm, Verlust ihres Lebensraumes, Beifang in Fischnetzen und die globale Erwärmung, die unsere Meere verändert, sind einige der vom Menschen verursachten Bedrohungen.

Florian · 02.12.2011

Der Sprecher klingt wie der in der in der Southpark-Folge zu dem Thema, haha. Absolut überladen mit Effekthascherei. Könnte auch aus ner Matchbox-Auto Werbung sein.

Florian Empl · 04.11.2011

Wenn man dieses Video sieht kriegt man schon so nen richtigen Hass auf diese Tiermörder! Toller Kerl dieser Watson ;)

Knut Haslop · 04.11.2011

Endlich...endlich..endlich...lang drauf gewartet..hoffe,dass er nicht nur die Supporter sondern auch den Rest der Welt erreicht. Paul Watson und seine Sache hats mehr als verdient !!!