Beaufort

Eine Filmkritik von Joachim Kurz

Berlinale Wettbewerb

Die Kreuzritterburg Beaufort im Süden des Libanons steht im Zentrum des gleichnamigen Films des israelischen Regisseurs Joseph Cedar. Seit die israelische Armee in einer kontroversen Militäraktion den südlichen Teil des Zedernstaates 1982 besetze, weht die Flagge mit dem Davidstern über der mittelalterlichen Festung, die schon so manchem Ansturm in ihrer Jahrhunderte langen Geschichte getrotzt hat. Doch nun sind es nicht die Heerscharen Saladins, die zum Angriff auf den einstigen Stützpunkt der Kreuzritter blasen, sondern die israelische Armee benutzt das alte Gemäuer, durch etliche Bunker und Kommunikationseinrichtungen modernisiert, um die Aktivitäten der Hisbollah-Kämpfer nahe der israelischen Grenze einzudämmen. Doch der Gegner bleibt unsichtbar, jede direkte Konfrontation ausgeschlossen und so spüren die Soldaten die Anwesenheit des Gegners nur durch getarnte Minen an der Straße und dem Beschuss durch Raketen. Ansonsten sind sie vollkommen sich selbst überlassen – ein Außenposten in einem besetzten Land.
Der Film beginnt mit der Ankunft eines jungen und sympathischen Sprengstoffexperten, der eine sorgfältig getarnte Mine am Rand der einzigen Straße entschärfen soll. Die Beseitigung des Sprengkörpers ist vor allem deshalb von Bedeutung, weil der Rückzug der israelischen Armee aus dem Libanon und damit auch die Evakuierung von Beaufort in jenen Tagen des Jahres 2000 unmittelbar bevorstehen. Doch die Entschärfung geht schief, der Bombenexperte stirbt, der junge Festungskommandant Leutnant Liraz Liberti (Oshri Cohen) und seine Männer sind geschockt. Immer wieder kommt es zu Raketenangriffen auf die Festung durch die Kämpfer der Hisbollah, doch ein Vorgehen gegen den Angreifer kommt nicht in Frage, die Männer sind dazu verurteilt, herumzusitzen und auf den Evakuierungsbefehl zu warten, der allerdings vorerst noch ausbleibt. Zwischen Langeweile und Todesgefahr, Sehnsüchten und dem Traum von einem normalen Leben in Frieden warten sie auf den Tag X, an dem sie endlich nach Hause zurückkehren können. Als der Rückzug immer wieder aufs Neue verschoben wird, steht Liraz vor einem Dilemma: Einerseits hat er seine Pflicht zu erfüllen, andererseits hat er eine Verantwortung für seine Männer, die hier längst nicht mehr gebraucht werden. Außerdem soll die Festung, die den Männern längst Heimat geworden ist, bei der Evakuierung in die Luft gesprengt werden, ein Plan, der bei allen Männern seltsame Gefühle hervorruft. Dann aber ist es endlich soweit, der Rückzug kann beginnen…

Beaufort ist ein sorgsam inszenierter und bewegender Anti-Kriegs-Film, der äußerst gelungen die Balance hält zwischen ruhigen Passagen und Kampfszenen und der so ein realistisches und ernüchterndes Bild des ersten Libanon-Feldzugs zeichnet. Allerdings versäumt der Regisseur Jospeh Cedar es, die israelische Libanon-Politik klarer in Frage zu stellen. Nicht der Krieg an sich ist schlecht, sondern die Art und Weise, wie er geführt wird, so könnte man die Botschaft des Films auf den Punkt bringen. Das ist bei aller Begeisterung für diesen eindringlichen, wenngleich etwas langen Film dann doch ein kleiner Wermutstropfen. Dass eine solche deutliche Haltung heute noch aktuell ist, zeigt eine kleine Randepisode aus dem Produktionsprozess: Wenige Tage nach Beendigung der Dreharbeiten im Sommer 2006 marschierte die israelische Armee erneut in den Libanon ein – die Geschichte setzt sich fort…

Beaufort

Die Kreuzritterburg Beaufort im Süden des Libanons steht im Zentrum des gleichnamigen Films des israelischen Regisseurs Joseph Cedar.
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Meinungen

A. K. · 11.03.2007

Habe den Film auf der Berlinale gesehen und war mir sicher, dass der einen Bären mit nach Hause nehmen darf. Er vermittelt wirklich sehr beeindruckend und bewegend die Sinnlosigkeit jeglichen Krieges.

Ein schöner Film … auch wenn das bei diesem Thema möglicher Weise ein deplatziertes Urteil sein mag.