Balkan Traffic - Übermorgen Nirgendwo

Eine Filmkritik von Paul Collmar

Go east!

Wer kennt sie nicht, die Geschichten von skrupellosen Menschenhändlern, die ihre „Ware“ auf verschlungenen Wegen aus Osteuropa in den „goldenen Westen“ verfrachten, um sie dort auszubeuten — sei es auf dem Schwarzmarkt oder im Sex-Gewerbe. Menschenschmuggel der etwas anderen Art präsentieren die beiden Regisseure Markus Stein und Milan Puzic in der ziemlich durchgeknallten Ost-Gaunerkomödie Balkan Traffic – Übermorgen Nirgendwo. Denn die beiden Gauner Feti aus Bosnien (Marko Pustišek) und Zoki aus Serbien (Vladimir Pavic), die in Berlin-Kreuzberg leben, sind zwar ebenfalls im Menschenschmuggel tätig, doch ihre Mission ist eine ganz andere. Ihre Routen führen vom Westen in den Osten. Und ihr Transportgut ist – tot. Denn die legale Überführung Verstorbener aus dem Westen ist ziemlich teuer, so dass der illegale Grenzübertritt jede Menge Geld sparen und damit einbringen kann. Eines Tages aber beginnt sich eine der Verschiedenen plötzlich zu bewegen und auf wundersame Weise von den Toten aufzuerstehen. Was sich im ersten Moment wie ein Wunder ausnimmt, hat einen ziemlich ernsten Hintergrund. Die Leiche entpuppt sich nämlich als die Undercover-Polizistin Ulla (Petra Schmidt-Schaller), die den beiden Gaunern und deren kriminellen Auftraggebern schon lange auf der Spur ist. Und so wird die Fahrt nach Bosnien für alle Beteiligten zu einer wahrhaft absurden Odyssee.
Man sieht dem Film von Markus Stein und Milan Pusic deutlich an, dass die beiden Regisseure dieses Werk mit viel Herzblut, aber wenig Geld gedreht haben. Balkan Traffic – Übermorgen Nirgendwo ist so übervoll mit Ideen, Einfällen, Skurrilitäten und auch lustvoll zelebrierten gegenseitigen Vorurteilen, dass man gut und gerne drei Filme damit hätte bestücken können. Das wirkt bisweilen sehr überdreht und reichlich an den Haaren herbeigezogen, doch die meiste Zeit über macht der Film richtig viel Spaß. Und das liegt auch an den Balkan Beats, die diesem turbulent-schrägen Road Movie den richtigen Drive geben. Auch wenn der Film an manchen Stellen zuviel des Guten will – wer Emir Kusturicas Balkan-Parabeln und kleine Produktionen wie Bis zum Ellenbogen von Justus von Dohnányi mochte, der könnte auch an diesem Film seinen Spaß haben. Denn Balkan Traffic – Übermorgen Nirgendwo wirkt wie eine Mixtur aus den beiden genannten Vorbildern. Und hat trotz mancher kleinen Unpässlichkeiten noch genügend Witz und Charme für vergnügliche anderthalb Stunden im Kino.

Balkan Traffic - Übermorgen Nirgendwo

Wer kennt sie nicht, die Geschichten von skrupellosen Menschenhändlern, die ihre „Ware“ auf verschlungenen Wegen aus Osteuropa in den „goldenen Westen“ verfrachten, um sie dort auszubeuten — sei es auf dem Schwarzmarkt oder im Sex-Gewerbe.
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Meinungen

@indie-freak · 19.12.2009

Hi, momentan gibt es keinen DVD-VÖ für disen Film. Grüsse, Mike

indie-freak · 19.12.2009

Mich wundert es, dass der Film bis heute noch nicht auf DVD zu haben ist?!? Weiß jemand von euch viellecht, wann oder ob der Film überhaupt erscheinen soll?