Bad Neighbors 2 (2016)

Eine Filmkritik von Anna Wollner

Höllische Nachbarn – Runde 2

Wenn Komödien eine Fortsetzung bekommen, hilft oft leider nur Reißaus zu nehmen. Umso schöner, wenn Hollywood mal für das Gegenteil steht. Denn war Bad Neighbors noch eine von Fäkalhumor und zotigen Schenkelklopfern geprägte Buddykomödie unter Nachbarn, ist Bad Neighbors 2 zwar noch immer eine von Fäkalhumor und zotigen Schenkelklopfern geprägte Buddykomödie unter Nachbarn, aber eine, die sich selbst nicht ernst nimmt und mit ihrer Überhöhung nicht nur selbst zitiert, sondern auch negiert und damit unglaublich unterhaltsam werden lässt.

Die Ausgangssituation ist mit einer leichten Variation wie im ersten Film: Mac (Seth Rogen), Kelly (Rose Byrne) und ihre kleine Tochter Stella wohnen noch immer in der gesichts- und namenlosen Vorstadt in einem dieser typisch amerikanischen Leichtbauholzhäuser mit Veranda und amerikanischer Flagge im Vorgarten. Das Haus nebenan allerdings, eine Nummer größer und pompöser, steht leer, die Studentenverbindung Delta Psi wurde erfolgreich vertrieben. Da Kind Nummer zwei unterwegs ist und das Eigenheim zu klein zu werden droht, wollen die Radners verkaufen und in die richtige Vorstadt ziehen – mit Wendehammer, Doppelgarage und Basketballkorb. Just in dem Augenblick, in dem potentielle Käufer auftauchen – dank Immobilienkrise keine Selbstverständlichkeit –, ziehen nebenan neue Nachbarn ein. Der potenzierte Alptraum: die Schwesternschaft Kappa Nu, angeführt von Shelby (Chloë Grace Moretz), ist gekommen, um Partys zu machen und laut zu sein.

Was dann folgt, ist die gleiche Komödien-Schablone wie schon im Vorgänger-Film – nur dass eben die Geschlechterrollen vertauscht werden. Mac und Kelly kämpfen mit allen Mitteln gegen die lauten Nachbarn, bekommen unerwartet Unterstützung von Teddy (Zac Efron), der ihnen im ersten Teil noch selbst das Leben zur Hölle machte. Die Charaktere sind nicht unbedingt weiser geworden, Seth Rogen und Rose Byrne spielen die beiden Mitdreißiger noch immer mit einer Scheiß-Egal-Attitüde, sie wehren sich mit Händen und Füßen gegen das Erwachsenwerden und wären eigentlich viel lieber auf der anderen Seite des Gartenzauns und machten Party. Aber eben dort ist Bewegung in den Film gekommen. Denn die Mädchen aus der Schwesternschaft setzen gezielt ihre sexuellen Reize als Waffe ein, um die Männer in den Wahnsinn zu treiben. Ohne sich und ihre Seele dabei zu verkaufen. Nicht die Party, sondern das Gemeinschaftsgefühl und die Unabhängigkeit von den Burschenschaften stehen für sie im Vordergrund.

Ganz nebenbei schafft es Regisseur Nicholas Stoller, Komödiengarant mit Filmen wie Nie wieder Sex mit der Ex oder Männertrip, eine Lanze für die Frauen zu brechen. Halbnackte, weibliche Körper, die sich auf einem Auto im Gartenschlauch-Wasserstrahl suhlen, sind eine ebenso bewusste und ironisch gebrochene Provokation wie die geistige Beschränktheit einiger Bewohnerinnen. Denn die Männer werden ebenso, ja, gar noch viel mehr bloßgestellt. Mit eingestreuten Gags aus dem ersten Film, einem Autoairbag als misslungenem Streich zum Beispiel. Oder Zac Efrons als Ganzes.

Bad Neighbors 2 ist eigentlich sein Film. Zac Efron, der einmal mehr seine Muskeln zeigt, läuft den ganzen Film über oben ohne mit tiefhängender Shorts durchs Bild, legt dabei aber solch eine spielerische Selbstironie an den Tag, dass der Sixpack schon wieder Nebensache wird. Als männliches Lustobjekt reibt er sich mit einem Brathähnchen ein, weil er kurz vorm Ablenkungsstriptease merkt, dass er das Babyöl vergessen hat. Der spielerische Umgang mit seinem Attribut als Sexsymbol – gerade auch für die Schwulencommunity, auf die der Film am Ende eingeht – lässt den 28-jährigen Schauspieler absolut sympathisch werden.

Bad Neighbors 2 zielt natürlich ganz bewusst unter die Gürtellinie des kinobewussten Partyvolks. Es wird gekotzt, gebechert, geflucht, männliche Geschlechtsteile hängen im Bild. Aber bei all dem bleibt die Nachbarschaftskomödie auch immer subversiv – und macht durch die doppelte Ebene doppelt Spaß.
 

Bad Neighbors 2 (2016)

Wenn Komödien eine Fortsetzung bekommen, hilft oft leider nur Reißaus zu nehmen. Umso schöner, wenn Hollywood mal für das Gegenteil steht. Denn war „Bad Neighbors“ noch eine von Fäkalhumor und zotigen Schenkelklopfern geprägte Buddykomödie unter Nachbarn, ist „Bad Neighbors 2“ zwar noch immer eine von Fäkalhumor und zotigen Schenkelklopfern geprägte Buddykomödie unter Nachbarn, aber eine, die sich selbst nicht ernst nimmt und mit ihrer Überhöhung nicht nur selbst zitiert, sondern auch negiert und damit unglaublich unterhaltsam werden lässt.

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