Andiamo

Chronik einer Fluchtbewegung

Andiamo heißt so viel wie „Gehen wir?“ oder „Los geht’s“, und genau darum geht es in dem gleichnamigen Dokumentarfilm von Thomas Crecelius. Denn nach dem Abitur steht eine Clique junger Leute in Sizilien genau vor der entscheidenden Frage, ob sie vor Ort bleiben oder in den Norden gehen sollen. Sie leben in Noto, der „Hauptstadt des sizilianischen Barock“, doch so schön das Städtchen auch ist, das fehlende Geld und die mangelnden Perspektiven lassen den zauberhaften Ort langsam verfallen, oft fällt es schwer festzustellen, ob das Gebäude selbst oder das stützende Gerüst älteren Ursprungs sind. Kein Wunder also, wenn der Gang in den reichen Norden Italiens vielen Jugendlichen als das Paradies erscheint. Denn die Verhältnisse in Sizilien zu ändern, das traut sich anscheinend niemand zu.

Und so beobachtet die Kamera die vielen Szenen städtischen Lebens in Noto, die Hochzeit am Strand, die Müßiggänger auf der Piazza, der Bäcker und der Pfarrer, der Heimkehrer, der Chicago immer noch für die schönste Stadt der Welt hält und die jungen Leute, die hier nichts mehr hält.

Der Dokumentarfilmer Thomas Cecelius hat sich gemeinsam mit dem renommierten Kameramann Jürgen Jürges (Angst essen Seele auf, In weiter Ferne, so nah, Deutschland, bleiche Mutter und Funny Games) nach Sizilien aufgemacht, um ganze normale Abiturienten in einer der schwierigsten Phasen ihres Lebens zu beobachten.

Traditionell eng an die Familie und die Heimat gebunden, bleibt ihnen oft kein anderer Ausweg, als Sizilien den Rücken zu kehren. Eine Fluchtbewegung, die die Geschichte Siziliens geprägt hat. Mittlerweile hat es sich gewissermaßen im kollektiven Gedächtnis der Sizilianer eingeprägt, dass man entweder fortgehen oder der nationalen Krankheit der Trägheit verfallen muss. Ein leicht melancholischer Einblick in die sizilianische Seele…

Andiamo

Andiamo heißt so viel wie „Gehen wir?“ oder „Los geht’s“, und genau darum geht es in dem gleichnamigen Dokumentarfilm von Thomas Crecelius.

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Meinungen

Martin · 19.08.2007

Wunderbar, vielmehr Poesie als Dokumentation. Die Protagonisten wachsen einem ans Herz, der Film hat wundervolle Momente der Ruhe, dann ist er wieder voller Leben.

Chap · 26.03.2005

Endlich Sommer, wenn auch nur im Kino. Warm, herzlich, melancholisch, hoffnungsvoll - sicilia

· 16.03.2005

Toller atmosphärischer Film, getragen von excellenter Musik.