Amerikas geheimer Krieg in Laos – Die größte Militäroperation der CIA

Eine Filmkritik von Joachim Kurz

Eher beiläufig erfährt man in Clint Eastwoods neuem Film Gran Torino etwas über das aus Südostasien stammende Volk der Hmong, die während des Vietnam-Krieges als Verbündeter der USA kämpften und nach der Niederlage der Weltmacht zum großen Teil ins Exil fliehen mussten. Marc Eberles Film Amerikas geheimer Krieg in Laos schildert den zeitgeschichtlichen Hintergrund des Leidens der Hmong und damit verbunden die Hintergründe der größten militärischen Operation der CIA – eine Geschichte, die auch bis heute weitgehend im Verborgenen geblieben ist und deren ganzes erschütterndes Ausmaß erst in den letzten Jahren langsam ans Licht kommt.
Dass dies nun endlich nach mehr als dreißig Jahren geschehen kann, liegt vor allem an dem australischen Fotografen Philip Blekinsop, dessen mit dem World Press Photo Award ausgezeichnetes Bild von Hmong-Kämpfern im Dschungel von Laos die Augen der Weltöffentlichkeit auf diesen geheimen, vergessenen und bis heute nicht beendeten Krieg lenkte. Es zeigt Guerilla-Kämpfer, die seit dem Ende des Vietnam-Krieges ohne jegliche Unterstützung der USA ihren aussichtslosen Kampf gegen die kommunistische Regierung von Laos führen – ein zäher Krieg ohne jede Aussicht auf Erfolg und aufgrund der durch die USA mitgeprägten Vorgeschichte ohne Hoffnung auf Versöhnung und Frieden.

Die Anfänge der Verstrickungen von Laos in die große Weltpolitik gehen bis ins Jahr 1960 zurück und spiegeln die weltpolitische Lage zu Zeiten des Kalten Krieges wider. Was dem Land zum Verhängnis wurde, war vor allem seine Lage und seine Nachbarschaft zu Krisenregionen wie Kambodscha und eben Vietnam. Da der so genannte Ho-Chi-Minh-Pfad, also die Hauptversorgungs- und Nachschubroute der Vietcong-Kämpfer, über laotisches Gelände führte, geriet Laos trotz seiner Neutralität zu einem wichtigen Nebenkriegsschauplatz des Vietnam-Krieges. Von geheimen Stützpunkten im Landesinneren aus wie dem Flughafen von Long Cheng führte die USA einen erbarmungslosen Luftkrieg gegen das Land, ohne diesem jemals den Krieg erklärt zu haben: Zwischen 1964 und 1973 wird das „Land der Millionen Elefanten“ quasi pausenlos bombardiert, in 580.000 Flügen werden 2,1 Millionen Tonnen Bomben auf Laos geworfen, alle 8 Minuten eine Bombe, 24 Stunden täglich, neun Jahre lang. Finanziert wird die Militäroperation zum Teil durch die Beteiligung der CIA am Opium- und Heroinhandel, der dafür sorgt, dass mehr als 40.000 US-Soldaten schwerst drogenabhängig in die Heimat zurückkehren.

Doch es blieb nicht allein beim schwersten Bombardement der Militärgeschichte, das bis zum heutigen Tag seiner Opfer durch Blindgänger und die Spätfolgen durch das Herbizid „Agent Orange“ fordert. Um die Vietcong und deren Nachschubrouten auch am Boden zu bekämpfen, ohne direkt in das Geschehen im neutralen Laos einzugreifen, bedienten sich CIA-Mitarbeiter der Hmong, die für den erbarmungslosen Kampf gegen die kommunistischen „Pathet Lao“ rekrutiert werden. Als der Krieg in Vietnam dann endgültig verloren war, überließ man die nützlichen Verbündeten einfach ihrem Schicksal, die Kämpfe dauern zum Teil bis heute an. Die Folgen für das Land sind verheerend: Hunderttausende Laoten – rund ein Viertel der Gesamtbevölkerung – auf der Flucht, unzählige Zivilisten sterben an den Folgen der Bombardements, Zeugnisse einer Jahrtausende alten Kultur in der Ebene der Tonkrüge werden durch die Bombenteppiche der B52-Bomber zerstört, ein Land versinkt im Chaos und befindet sich heute noch im Bürgerkrieg, der durch die USA für deren Zwecke benutzt wurde.

Amerikas geheimer Krieg in Laos ist ein sorgfältig recherchierter und mit reichlich bislang unveröffentlichtem Archivmaterial montierter Film, der ein bezeichnendes Licht auf die Geopolitik der USA wirft. Dass es dabei nicht nur um Vergangenheitsbewältigung geht, sondern auch darum, die Gegenwart besser zu verstehen, wird spätestens dann deutlich, wenn ein ehemaliger CIA-Mitarbeiter die Parallelen zu den derzeitigen Kriegen in Afghanistan und im Irak in den Raum stellt. Neben ihm und anderen Beteiligten wie dem laotischen Widerstandsführer General Vang Pao kommen der Fotograf Philip Blekinsop, der Journalist und frühere Entwicklungshelfer Fred Branfman, der Historiker Alfred McCoy, der Air America Pilot Charlie Weitz, das Kriegsopfer Sousath Phetrasy sowie viele andere Zeitzeugen zu Worten und legen ein entsetzliches Zeugnis davon ab, wie gründlich Eberle und sein Co-Autor Tom Vater bei den Recherchen zu diesem Film vorgegangen sind.

Immer wieder glaubt man sich in einem hoffnungslos übertriebenen Hollywood-Drehbuch gefangen; so etwa, wenn die Sprache auf den CIA-Kämpfer Tony Poe kommt, der wie Colonel Kurtz in Apocalypse Now im jahrelangen Dschungelkampf außer Kontrolle geriet und der auch heute noch einigen seiner Mitkämpfer grimmigen Respekt abtrotzt. Die Wahrheit des geheimen Krieges in Laos aber stellt so manche Fiktion in den Schatten und wirft ein anderes Licht auf die Hegemonialbestrebungen der USA in der Vergangenheit und damit auch auf die Konflikte und möglichen geheimen Verstrickungen in der Gegenwart. Für unmöglich hält man nach diesem Film jedenfalls nichts mehr.

Der Film wird an folgenden Tagen seine Kinopremiere mit dem Regisseur Marc Eberle und den Produzenten Gebrüder Beetz feiern:
Köln, Filmforum NRW im Museum Ludwig, 26.4, 11:30 Uhr
Hamburg, Abaton: Montag, 4.5., Beginn 20 Uhr.
Frankfurt, Naxos Kino: Dienstag, 5.5., 20 Uhr
Berlin, Babylon Mitte: Donnerstag, 7.5., 21:15 Uhr

Amerikas geheimer Krieg in Laos – Die größte Militäroperation der CIA

Eher beiläufig erfährt man in Clint Eastwoods neuem Film Gran Torino etwas über das aus Südostasien stammende Volk der Hmong, die während des Vietnam-Krieges als Verbündeter der USA kämpften und nach der Niederlage der Weltmacht zum großen Teil ins Exil fliehen mussten.
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Meinungen

Balance · 07.02.2011

Interessante Geschitsaufarbeitung, allerdings ist die Seite des Kommunismus wieder mal vergessen worden. Dies wäre jedoch für das Verständnis der Zusammenhänge notwendig.

Hans Maulwurf · 22.04.2009

Super Film, sollte jeder gesehen haben.