Aftershock (2012)

Eine Filmkritik von Peter Osteried

Eine Katastrophe von einem Film

Wenn Eli Roth beteiligt ist, dann erwartet man, dass Menschen grausam ums Leben kommen. So verhält es sich auch bei Aftershock, ein narratives Desaster, das Katastrophenfilm mit Hinterwäldlerhorror mixt, aber versagt, weil die Kardinalsregel einer jeden Geschichte missachtet wird: Den Zuschauer dazu zu bringen, sich für die Figuren zu interessieren.
In Chile vergnügen sich ein paar Urlauber in einer Disco, als urplötzlich ein mächtiges Erdbeben alles erschüttert. Überall sterben die Menschen. Als sich die Freunde aus der Disco befreit haben, merken sie, dass die ganze Stadt verheert wurde. Schlimmer als Mutter Natur ist jedoch die menschliche Natur. Schon bald werden die Überlebenden von einer Gangsterrotte gejagt, die mit den Flüchtigen ihren Spaß haben wollen.

Aftershock soll wohl besonders clever sein. Anders lässt sich nicht erklären, dass sich der Film geschlagene 30 Minuten Zeit lässt, um eindimensionale Figuren vorzustellen, die kaum das zweite Drittel des Films überleben. Roth und seinen Kollegen schwebte wohl ein Psycho-Moment vor, abliefern kann dieser unausgegorene Genremix aber nicht. Wenn die Katastrophe einsetzt, hat man längst alles Interesse an den Protagonisten verloren – und das war von vornherein nicht sehr stark ausgeprägt!

Schlichtweg hanebüchen gestaltet sich Aftershock in der Figurenzeichnung. Das gilt längst nicht nur für die Protagonisten, sondern praktisch für jeden, dem sie begegnen. Vollends entgleist der Horrortrip dann in den Katakomben unter der Kirche, als eine Figur eine totale Kehrtwende hinlegt und sich plötzlich wie ein Wahnsinniger gebärdet. Narrative Stimmigkeit wird hier zugunsten eines billigen Schocks und Actionmoments über Bord geworfen. Überraschend ist es indes nicht wirklich, stellt sich im Verlauf des Films doch die Erwartungshaltung ein, dass grundsätzlich die dümmste Idee genutzt wird, um die abstruse Geschichte voranzutreiben. Aftershock wäre mehr gedient gewesen, hätte man ihn als geradlinigen Katastrophenfilm gestaltet. So ist er weder Fisch noch Fleisch, während er sich mit billigen Gore-Momenten bei der Roth-Klientel anbiedert.

Aftershock (2012)

Wenn Eli Roth beteiligt ist, dann erwartet man, dass Menschen grausam ums Leben kommen. So verhält es sich auch bei „Aftershock“, ein narratives Desaster, das Katastrophenfilm mit Hinterwäldlerhorror mixt, aber versagt, weil die Kardinalsregel einer jeden Geschichte missachtet wird: Den Zuschauer dazu zu bringen, sich für die Figuren zu interessieren.
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