A History Of Violence - Cannes 2005

Das Ende des amerikanischen Idylls

Irgendwie muss man sich als amerikanischer Besucher des Filmfestivals Cannes komisch vorkommen, da einem andauend die Unzulänglichkeiten der eigenen Gesellschaft unter die Nase gerieben werden. Gleich zwei Beiträge leisten gestern ihren Beitrag zum „America Bashing“, einer Wettbewerbskategorie, die Michael Moore im letzten Jahr mit seinem Dokumentarfilm und Goldene-Palme-Sieger Fahrenheit 9/11 einführte und zugleich auf die Spitze trieb. Da sezierte einerseits Lars von Trier mit Manderlay das amerikanische Selbstverständnis von Demokratie und der kanadische Regisseur David Cronenberg zerlegte mit A History Of Violence den Traum vom amerikanischen Idyll in seine Einzelbestandteile. Doch allzu schlimm wird’s schon nicht gewesen sein, stahl doch George Lucas US-Produktion Star Wars am selben Abend allen die Schau. Sicher Balsam für wunde US-Seelen.
Doch zurück zu A History Of Violence, David Cronenbergs schonungslosem und sehr spannendem Blick auf die Abgründe hinter der heilen amerikanischen Vorstadtwelt. Wir befinden uns in der tiefsten Provinz in Indiana. Hier scheint die Welt noch in Ordnung. Tom Stall (Viggo Mortensen) lebt mit seiner Ehefrau Eddie (Maria Bello) und seinen zwei Kindern ein scheinbar heiles Familienleben. Tom Stall scheint ein Mann, der keiner Fliege auch nur ein Haar krümmen könnte. Als jedoch zwei Ganoven seinen kleinen Diner, den er betreibt, überfallen und seine Angestellten bedrohen, erledigt er das Räuberduo kaltblütig und blitzschnell in der Manier eines Action-Helden. Tom wird erst zur lokalen und dann nationalen Berühmtheit. Doch der Ruhm entwickelt schnell seine Schattenseiten. Bald tauchen finstere Gestalten bei Tom auf , die behaupten, hinter der Fassade des Biedermanns stecke eigentlich ein Killer, der versuche, seine blutige Vergangenheit hinter sich zu lassen. In Toms Ehefrau keimen die ersten Zweifel und bald wird die gesamte Familie in einen Strudel der Gewalt gerissen, der das Provinzidyll zu zerstören droht. Wer ist Tom Stall wirklich? Biedermann oder Bösewicht?

David Cronenberg bekundete nach seinem letzten Film Spider, dass er jetzt endlich mal einen Film machen wolle, bei dem er auch für seine Arbeit bezahlt würde. Das ist ihm mit A History Of Violence mit Sicherheit gelungen, dem ein großer Publikumerfolg zu wünschen ist. Einerseits hat der Film Tiefgang und bietet doch genug Entertainment, um ein breiteres Publikum anzusprechen, als die früheren Filme des Regisseurs. Cronenberg widmet sich auf einer Ebene des Films erneut einem seiner Lieblingsthemen, dem der Identität und schafft es, indem er sich ungeniert in vielen Genres bedient, trotz der zugrunde liegenden ernsthaften Auseinandersetzung mit dem Thema, seinem Film einen hohen Unterhaltungswert zu verleihen. Sicher kein Film, der sich auf die Goldene Palme Hoffnung machen kann, das bleibt Kalibern wie Caché von Michael Haneke überlassen, aber doch sehr gute Unterhaltung im allerbesten Sinne.

A History Of Violence - Cannes 2005

Irgendwie muss man sich als amerikanischer Besucher des Filmfestivals Cannes komisch vorkommen, da einem andauend die Unzulänglichkeiten der eigenen Gesellschaft unter die Nase gerieben werden.
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Meinungen

Elendil · 12.01.2006

Ein hervorragender Viggo Mortensen, der immer wieder von Tom Stall zu Joey wechselt. Der in eindeutiger
Art zeigt, wie Gewalt ganze Existenzen zerstören kann.

Der Film bleibt auch nach Verlassen des Kino´s im Kopf hängen und alle mit denen ich nach dem Film gesprochen
habe waren einhelliger Meinung. Kein seichter Hollywood-Steifen, sondern
erstklassiges Kino.
Prädikat Sehr mpfehlenswert