8. Wonderland

Eine Filmkritik von Katrin Knauth

Utopie eines virtuellen Staates

Was ist das für ein Land, das auf keiner Karte zu finden ist? Das keine Straßen, Häuser oder Bäume hat, aber dennoch Hunderttausenden von Menschen eine Heimat für politische Aktionen bietet? Die Rede ist vom virtuellen Staat 8. Wonderland, dessen Geschichte der gleichnamige Film des französischen Regieduos Jean March und Nicolas Alberny erzählt.

Die „Bewohner“ von 8th Wonderland kommen in Wirklichkeit aus allen Teilen der realen Welt. Im Internet haben sie ein Kollektiv gegründet, mit dem Ziel, gegen die Ungerechtigkeiten der realen Welt anzukämpfen und so für mehr Demokratie zu sorgen. Wöchentlich stimmen sie über ihre nächsten Aktionen ab. Per demokratischen Beschluss werden so die italienischen Kirchen mit Kondom-Automaten ausgestattet, eine Darwin-Bibel in Massenauflage gedruckt, ein Atomdeal zwischen Iran und Russland durch eine Fehlübersetzung verhindert und millionenschwere Fußballstars zur Arbeit in einem chinesischen Sweatshop verdingt. Aberwitzig ist auch die Entführung des Truthahns, der alljährlich vom US-amerikanischen Präsidenten vor dem Erntedankfest begnadigt wird. Wie kann es sein, dass ein Truthahn begnadigt, Menschen jedoch immer noch der Todesstrafe ausgesetzt werden? Auch darauf fordern die Aktivisten eine Antwort.

Mit ihren radikalen Aktionen wecken die Web-Revolutionäre nicht nur Aufmerksamkeit der Medien, sondern erschüttern globale Konzerne und internationale Regierungen. Ihre Aktionen stoßen alles andere als auf Gegenliebe. Bald steht 8. Wonderland auf der Fahndungsliste ganz oben. Dem virtuellen Staat werden Gewaltakte und Terrorismus vorgeworfen. Doch wie findet man die Übeltäter, die sich online verschanzt haben und nur durch ein gut geschütztes Passwort aufzuspüren sind? Und wie lange können die Internet-Aktivisten der drohenden Gefahr noch ausweichen? Wie lange bleibt ihr Staat geschützt vor realen Attacken? Schnell müssen sie einen Botschafter wählen, der ihre Interessen offiziell nach Außen hin vertritt.

Alles Utopie oder längst Wirklichkeit? Netzwerke im Internet sind beliebter denn je. Ob Facebook, Xing, Second Life oder Twitter – längst ist für viele Menschen neben der realen eine Online-Welt entstanden, in der sie bloggen, posten, planen, kommentieren, sich verabreden und täglich immer wieder zu Hause sind. Die einen erhoffen sich neue Freunde und Kontakte, die anderen interessante Partys oder Jobs. Und natürlich bietet das Internet auch längst die Plattform für radikalere Aktionen. Doch obwohl diese im Internet geplant und entschieden werden, realisiert werden können sie nur im richtigen Leben. Und das trifft auch auf die Bewohner von 8th Wonderland zu. Ihr Kollektiv dient nur für Entscheidungen, der Rest ist in der realen Welt zu erledigen.

Das Besondere an dem Film ist seine innovative Ästhetik, die er schon rein inhaltlich einfordert. Zentrale Rolle spielen Internet und Medien. Also mussten jede Menge Special Effects her, um diesen virtuellen Raum zu kreieren. Pierre Lergenmüller hat dafür eine Art verbessertes „MSN“ geschaffen, das etwa 20 Personen die Möglichkeit bietet, in Echtzeit miteinander zu kommunizieren. Der Schnitt ist sehr rasant, die weltweiten Nachrichten werden hintereinander blitzschnell abgespult. Man muss sehr wach und konzentriert sein, um all das auch sofort aufnehmen zu können.

So schnell und kurzlebig wie das virtuelle Leben ist, so flott erzählt der Film auch seine Geschichte. Er holt in 90 Minuten ziemlich viele Akteure und Orte auf einmal ins Geschehen. Nicht immer weiß man diese auch einzuordnen. Die Devise „Weniger ist mehr“ hätte dem Film sicher ganz gut getan. Man muss sich nur einlassen auf diese Bilderflut, die man durch die Medien und das Internet ohnehin schon gewöhnt ist. Dann macht dieser verrückte Plot mit seinen abgedrehten Aktionen und Figuren auch richtig Spaß.
 

8. Wonderland

Was ist das für ein Land, das auf keiner Karte zu finden ist? Das keine Straßen, Häuser oder Bäume hat, aber dennoch Hunderttausenden von Menschen eine Heimat für politische Aktionen bietet? Die Rede ist vom virtuellen Staat „8. Wonderland“, dessen Geschichte der gleichnamige Film des französischen Regieduos Jean March und Nicolas Alberny erzählt.

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Meinungen

Oliver K. · 04.08.2010

Habe den Film gestern in der Sneak Preview (in Langen) gesehen. Ich hasse das Kino dafür.

Es ist ungelogen der mit abstand schlechteste Film den ich dieses Jahrtausend gesehen habe. Vielleicht sogar aller Zeiten. Eine eigentlich gute Grundidee wurde durch Schauspieler auf unterstem Amateurniveau und einem scheinbar total unfähigen Regisseur zunichte gamacht. Es kommen nicht ein einziges Mal Emotionen auf. Die Produktion und Schauspielleistung ist auf Unterstufen-Niveau.
Unglaubwürdige Charaktere und duzende unrealistische Gegebenheiten. Der Knaller: Alle Geheimdienste der Welt suchen die Mitglieder und brauchen Monate um die Server von 8th Wonderland vor Spanien zu finden. Mitglieder erschießen alleine aus dem nichts Präsidenten und flüchten ohne Probleme zu Fuß quer über die Weltkugel in die Schweiz. Als wäre dies nicht genug gelingt es der virtuellen Organisation ohne Standort und Oberhaupt alle Kinder der Präsidenten absichtlich mit Aids zu infizieren, dies auf Video aufzunehmen und sich in jeden Bildschirm des G8-Gipfel-Treffens zu hacken um das Infizieren zu zeigen. Von nun an gehen alle Großmächte dieser Welt gemeinsam gegen Aids in der Welt vor und alle Menschen liegen sich heulend in den Armen, als sie davor hören. Unglaubwürdiger und unrealistischer geht es ja wohl kaum mehr!!!!
Sehr schlechter B-Film. Nicht anschauen!

max · 27.07.2010

Ich hab den Film in einer Sneak gesehen und ja wie sagen: Wow ! Mal wirklich was Neues, spannend, sogar witzig und politisch mit großartigen Ideen. Ein Indie im besten Sinne.