5 Zimmer Küche Sarg

Eine Filmkritik von Peter Osteried

Die Tristesse des vampirischen Alltags

Als Vampir hat man’s nicht leicht. Der Sonne muss man aus dem Weg gehen, Vampirjäger gibt’s auch, und dann sind da natürlich auch noch die WG-Genossen, mit denen man auch nicht immer auf einer Wellenlänge funkt. Immerhin gehört man als Vampir ja auch zu den älteren Herrschaften, da können (relative) Jungspunde schon nervig sein. Die Pseudo-Dokumentation 5 Zimmer Küche Sarg zeigt, wie der Vampir-Alltag aussieht.
Der Dandy Viago, der kernige Vlad der Stecher, der Rebell Deacon und der 8.000 Jahre alte Petyr leben gemeinsam unter einem Dach. Letzterer haust vor allem in seinem steinernen Sarg im Keller. Da er aussieht wie Nosferatu (oder anders gesagt: Friedrich Wilhelm Murnau seinen Look für Nosferatu geklaut hat), kommt er aber nicht viel raus. Den Vampiren ist es aber eh lieber, wenn das Essen geliefert wird. Ein solches ist Nick, an dem Petyr sich gütlich tut und ihn auch verwandelt. So wächst die WG an, aber damit kommen auch neue Probleme einher. Denn Nick erzählt überall rum, dass er ein Vampir ist.

Der Alltag sieht aber noch ganz anders aus. Man streitet sich mit Werwölfen, man hütet sich vor Vampirjägern, und vor der Sonne sowieso. Technik, genauer: die Freuden der Moderne, gehen an den alten Knaben auch vorüber. Das Internet muss man ihnen erst schmackhaft machen, aber dann lieben sie es doch. Schon allein, weil man bei YouTube einen Sonnenaufgang in ganzer Pracht genießen kann.

Warum sich die Vampire von einem Kamerateam begleiten lassen? Vielleicht ist es Eitelkeit, vielleicht auch nur der Spaß an der Freude, immerhin hat man den Kameramännern aber versprochen, sie nicht zu fressen. So sind sie immer dabei, auch bei intimen Momenten, die es bei Vampiren eben auch gibt. Vom Stil her erinnert der Film tatsächlich etwas an eine in die Jahre gekommene Dokumentation mit kalt-tristem Farbspiel und unprätentiöser Darstellung. Bunt und granatenstark ist das Dasein der Vampire nicht, schon allein deswegen, weil sie nicht mal mehr mit der Mode gehen, was zu Beleidigungen führt (Stichwort: Graf Tuntula).

Eine besondere Erwähnung wert ist die gelungene Synchro, die Viago mit österreichischem und Vlad mit rumänischem Akzent präsentiert. Gerade ersteres klingt bisweilen unfreiwillig komisch, passt aber auch zu einer Figur wie Viago, der so distinguiert erscheinen will, aber doch eine eher alberne Kreatur ist.

Obwohl diese Art Film natürlich kostengünstig umzusetzen ist, gibt es ein paar Effekte zu sehen. Auch ihnen ist der Charme der 1970er Jahre vorbehalten, obwohl sie nicht wirklich schlecht aussehen. Sie wirken nur unspektakulär, was aber gut passt, ist das Leben eines Vampirs doch deutlich unspektakulärer, als man sich das nach Lektüre von Anne Rice und Konsorten so vorgestellt hat.

Das Duo Jemaine Clement und Taika Waititi, die auch zwei der Hauptrollen spielen, bringt mit 5 Zimmer Küche Sarg frischen Wind ins mittlerweile etwas überstrapazierte Vampir-Genre. Sie präsentieren eine alternative Realität, eine Welt, in der Vampire und andere Kreaturen existieren, nur um so zugleich auch zu entmystifizieren. Aus der Zeit gefallen sind die Figuren und doch passen sie wunderbar ins Ambiente dieses Films, der selbst wirkt, als wäre er schon vor Jahrzehnten gemacht worden. Bisweilen fühlt sich das Ganze etwas holprig an, doch das ist dem dokumentarischen Ansatz geschuldet. Und störend ist es nie, gibt es doch mehr als genug zu lachen, wenn man denn auf derselben Humor-Schiene wie Clement und Waititi daherkommt.

P.S.: Nicht vor dem Abspann das Kino verlassen, es gibt danach noch was zu sehen.

5 Zimmer Küche Sarg

Als Vampir hat man’s nicht leicht. Der Sonne muss man aus dem Weg gehen, Vampirjäger gibt’s auch, und dann sind da natürlich auch noch die WG-Genossen, mit denen man auch nicht immer auf einer Wellenlänge funkt. Immerhin gehört man als Vampir ja auch zu den älteren Herrschaften, da können (relative) Jungspunde schon nervig sein. Die Pseudo-Dokumentation „5 Zimmer Küche Sarg“ zeigt, wie der Vampir-Alltag aussieht.
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Meinungen

Felix · 15.12.2014

Unglaublich guter Film !
Kann ich nur empfehlen !
Bin ohne große Erwartungen in den Film gegangen
Und bin mit einer unglaublichen Begeisterung
Nach Hause gegangen.
Ich hab mich beinahe zu Tode gelacht!!
Hoffe er kommt bald als kauf-DVD auf den Markt !
100% Empfehlung