5 Frauen

Eine Filmkritik von Sonja Hartl

An einem Wochenende in Südfrankreich

Eigentlich sind es erst einmal nur vier Frauen in Olafs Kraemers Spielfilmregiedebüt 5 Frauen. Jedes Jahr treffen sich die Freundinnen in dem Haus von Maries (Anna König) Eltern, um ein Wochenende miteinander zu verbringen. Dabei wird schon durch die Bilder der Anreise deutlich, wie unterschiedlich sie sind: Die kontrollierte Anna (Korinna Krauss) sitzt ruhig neben ihrem Mann in einem geländewagenartigen Fahrzeug, Nora (Kaya Marie Möller) steuert selbst und Ginette (Odine Johne) läuft laut jauchzend einen Berghang hinab auf das Haus zu. Stephanie (Julia Dietze) schneidet hingegen die Kurven der Bergstraße und schmeißt ihren Freund John (Mickey Hardt) mitten auf der Straße aus dem Auto. Sie ist es auch, die erst am zweiten Tag eintreffen wird. Denn sie will Nora nicht begegnen, die mit John eine Affäre hat.
Diese Ausgangssituation lässt ein Wochenende voller Gespräche und Verwicklungen erwarten, aber 5 Frauen will eine oder besser gesagt mehrere Geschichten erzählen. Denn Stephanie verpasst eine dramatische Nacht, in der Ginette erst halluzinogene Pilze in den Salat schmuggelt, dann Marie einen Eindringling überrascht, der von Nora und Anna in einem Blutrausch erschlagen wird. Wie die Richtung der Geschichte ändert 5 Frauen mehrfach Ton und Stil; dabei stehen originelle Einfälle neben furchtbaren Dialogzeilen. Beispielsweise beginnt der Film mit einer an Dreyer erinnernden Schwarzweiß-Sequenz mit einer jungen Frau in einer Bergwelt, die auf einen Mann und eine gütig lächelnde ältere Frau zugeht und schließlich auf einem kreuzförmigen Steintisch liegt. Das ist eine gelungene Irritation zu Beginn, erst später wird sich herausstellen, was es mit diesem Ausschnitt auf sich hat, da zunächst warme, sonnige Bilder einer Gegend in Frankreich folgen, in der Marie in einem verschwenderisch großen Haus lebt und ihren Freundinnen nun die Bilder zeigt, mit denen sie das Trauma ihrer Vergewaltigung überwunden zu haben glaubt. Dieses Trauma ist neben dem Tod des Eindringlings das zweite Thema des Films — und sie werden reichlich konstruiert miteinander in Verbindung gebracht. Zwischendurch klingen zudem Eifersüchteleien unter Freundinnen, die Folgen verschiedener Lebenswege, -entscheidungen und -einstellungen an. Das ist sehr viel für einen Film — und im Fall von 5 Frauen auch zu viel. Hinzu kommen Dialogzeilen wie „Du bist Künstlerin, ich seh das“ und Erwähnungen von „endlosen Sommern“, gelegentliche Andeutungen, dass Marie nicht mehr ganz zurechnungsfähig ist — und ein weiterer Eindringling, Marek (Stefano Cassetti), der angeblich seinen stummen Bruder sucht, der des Nachts Hilfe holen wollte. Warum keiner der Frauen auffällt, dass es nicht sonderlich glaubwürdig ist, mitten in einer sehr stürmischen Gewitternacht einen stummen Mann loszuschicken, ist eines der vielen kleinen Ärgernisse dieses Films.

Auch die Hauptdarstellerinnen können nicht in Gänze überzeugen. Odine Johne bekommt als leicht entrückte Schauspielerin zwar eine gute Einstiegsszene und später noch ein Lied auf einem Traktor, hat darüber hinaus aber kaum mehr zu tun als am Rand zu stehen. Kaya Marie Möller und Korinna Krauss wirken beinahe hölzern, was aber auch daran liegt, dass es insbesondere für ihr Verhalten keine oder nur später nachgereichte Motivationen gibt. Dabei wäre es grundsätzlich interessant, warum eine Anwältin und Ärztin in einen Blutrausch geraten, die Ärztin anschließend noch nicht einmal Wiederbelebungsversuche unternimmt und die Anwältin zwar glaubt, man würde aus den Ermittlungen und potentiellem Verfahren straffrei herausgehen, sich aber dennoch an der Vertuschung beteiligt. Julia Dietze ist letztlich die Frau, die recht frei mit Sex umgeht, aber nur kurz auftaucht und dann wieder verschwindet. Bleibt Anna König, die lange Zeit als eine Frau überzeugt, die versucht, ihre Vergewaltigung alleine zu bewältigen. Jedoch kann auch sie der hilflosen Drehbuchidee, diesen Weg in einer Entschuldigung und Veränderung des Machtverhältnisses zu sehen, nicht mehr Glaubwürdigkeit verleihen. Denn in dieser Schlussnote schmerzen die Einfachheit und Künstlichkeit zu sehr.

5 Frauen

Eigentlich sind es erst einmal nur vier Frauen in Olafs Kraemers Spielfilmregiedebüt „5 Frauen“. Jedes Jahr treffen sich die Freundinnen in dem Haus von Maries (Anna König) Eltern, um ein Wochenende miteinander zu verbringen. Dabei wird schon durch die Bilder der Anreise deutlich, wie unterschiedlich sie sind: Die kontrollierte Anna (Korinna Krauss) sitzt ruhig neben ihrem Mann in einem geländewagenartigen Fahrzeug, Nora (Kaya Marie Möller) steuert selbst und Ginette (Odine Johne) läuft laut jauchzend einen Berghang hinab auf das Haus zu.
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