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In „Problemista“ verfolgt der Autorenfilmer Julio Torres die surrealistische Odyssee eines jungen Mannes, der um sein Arbeitsvisum in den USA bangen muss.

Problemista (2023)

Eine Filmkritik von Andreas Köhnemann

The Story of Alejandro

Der 1987 in der Hauptstadt von El Salvador geborene Julio Torres war viele Jahre als Autor der langlebigen Sketch-Comedy-Show Saturday Night Live tätig. Er ist (Mit-)Erschaffer der Serie „Los Espookys“ – und hat mit „Problemista“ seinen ersten Langfilm als Drehbuchautor, Regisseur, Produzent und Hauptdarsteller realisiert. Der Plot des Werks lässt an die Business-Komödie „Der Teufel trägt Prada“ (2006) denken, in der sich eine Berufseinsteigerin mit einer drakonisch agierenden Chefin arrangieren muss. Torres kombiniert diesen Konflikt mit einem satirischen Blick auf den American Dream und auf die bizarren bürokratischen Auswüchse der US-Einwanderungsbehörde.

Alejandro (verkörpert von Torres selbst) träumt davon, Spielzeugmacher beim Unternehmen Hasbro zu werden. Dafür hat er seine Heimat in El Salvador verlassen und ist nach New York City gezogen. Leider hat es mit seiner Bewerbung bisher nicht geklappt, weshalb er in der obskuren Firma FreezeCorp jobbt. Dort muss er sich um den tiefgefrorenen Künstler Bobby (RZA) und dessen Œuvre kümmern. Ein unglücklicher Zwischenfall führt jedoch dazu, dass er gefeuert wird. Nun droht er, sein Arbeitsvisum zu verlieren.

Elizabeth (Tilda Swinton), Bobbys exzentrische Gattin, bietet Alejandro überraschend eine Freelance-Stelle als Assistent an – und verspricht, als nötige Sponsorin für seine Arbeitsgenehmigung zu fungieren, sobald sie gemeinsam eine Ausstellung von Bobbys Gemälden (die ausschließlich aus Porträts von Eiern bestehen) organisiert haben. Aber wird Elizabeth ihr Wort wirklich halten? Und könnte es zum Problem werden, dass Alejandro den FilemakerPro überhaupt nicht bedienen kann, obwohl er womöglich Gegenteiliges behauptet hat?

Problemista hätte leicht zu einer konventionellen Du-kannst-alles-schaffen-Geschichte werden können. Das Ergebnis ist allerdings deutlich kreativer und eigensinniger. Torres setzt auf surreale Elemente, um die Hindernisse von Alejandros Heldenreise zu visualisieren. So zeigen Sanduhren, wie die Zeit bis zur Vollstreckung der Ausreisepflicht verrinnt. Elizabeth wird zuweilen als monströse Drachengestalt inszeniert; dennoch ist sie in ihrer überspannten Art keine reine Antagonistin, sondern auch eine Lehrmeisterin, wenn es darum geht, sich zu behaupten. Tilda Swinton hat, insbesondere für Wes Anderson, schon zahlreiche schrullige Figuren dargeboten – und erzeugt hier in Kollaboration mit Torres’ Skript und nicht zuletzt mit der ausgefeilten Garderobe der Kostümdesignerin Catherine George doch etwas ganz Individuelles.

Der Film steckt voller Ideen, die auf originelle Weise zum Leben erweckt werden. Alejandros künstlerische Ambition, gepaart mit hoffnungslos naiver Verträumtheit, wird mit einer Backstory um seine fürsorgliche Mutter (Catalina Saavedra) treffend veranschaulicht. Isabella Rossellini führt als Erzählerin sanft durch die Handlung und vor allem durch Alejandros Gedankenwelt. Das Spielzeug, das er kreieren will, soll Kinder auf die Herausforderungen des Alltags vorbereiten – etwa ein Gefährt mit einem (dauerhaft) platten Reifen. Dass diese Vorschläge auf wenig Gegenliebe stoßen, möchte Alejandro nicht akzeptieren. Mit federndem Gang bewegt er sich durch die Absurditäten eines staatlichen Systems und durch den extravaganten Kunstkosmos, um über etliche Umwege vielleicht an sein Ziel zu gelangen. Wie Torres dies auf die Leinwand bringt, ist absolut fabelhaft und unfassbar einfallsreich.

Problemista (2023)

Der gutgläubige Twen Alejandro (Julio Torres) ist ein aufstrebender Spielzeugdesigner und hoffnungsloser Träumer. Aufgewachsen in El Salvador, wurde er von seiner künstlerisch begabten Mutter in einer verspielten Fantasiewelt der unbegrenzten Möglichkeiten großgezogen – und ringt nun im vollgemüllten Moloch New York damit, seine außergewöhnlichen Ideen zum Leben zu erwecken. Als er plötzlich seinen Job verliert und damit sein Visum abzulaufen droht, begegnet Alejandro der exzentrischen Kunstkritikerin Elizabeth (Tilda Swinton), die ihm einen Assistenzposten und im Gegenzug dafür ihre Fürsprache bei der Einwanderungsbehörde anbietet. Und während Alejandro sich fest an diese letzte Chance klammert, seine Träume doch noch wahrzumachen, zerrt Elizabeth ihn immer tiefer herab in den skurrilen Kaninchenbau der US-Metropole und ihrer zahlreichen Tücken.

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